Anova Precision Cooker im Test
Auf den Punkt gegart - Sous-Vide Stick mit App-Steuerung

Mit Sous-Vide - Garen im Vakuum - ist es ein leichtes, perfekte Steaks zu zaubern oder den Fisch auf den Punkt zu garen. Alles, was man dazu braucht, ist ein Sous-Vide-Gerät und idealerweise einen Vakuumierer. Probieren Sie es aus - Sie werden sich und Ihre Gäste überraschen. Aus dem Hause Anova gibt es jetzt den neuen Precision Cooker, den wir uns im Detail angesehen haben und dessen Name Programm ist.

Was schon seit vielen Jahren in Profi-Küchen normal ist, zieht seit einiger Zeit auch vermehrt in die Haushalte ein: Sous-Vide! Das Wort „Sous-Vide“ kommt aus dem Französischen und bedeutet „Unter Vakkuum“. Beim Kochen heißt dies nicht anderes, als dass Fisch, Fleisch oder Gemüse vakuumiert werden und im Wasserbad bei vorgegebener Temperatur garen. Die Ergebnisse sind verblüffend: nie war es einfacher, sein Steak perfekt Rare, Medium oder Well done hinzubekommen - so wie man es möchte. Fisch wird perfekt, Gemüse knackig und geschmackvoll. Und das Gute dabei: Es erfordert keine Vorkenntnisse - und stundenlang in der Küche muss man auch nicht stehen….

Flexibel einsetzbar - für große und kleine Behälter

Der neue Anova Precision Cooker ist gegenüber seinem Vorgänger ein wenig handlicher geworden und will mit perfekten Leistungen punkten. Im Gegensatz zu Sous-Vide-Garern, bei denen sich das Wasserbad in einem festen Behälter befindet und dort erhitzt wird, ist der Anova als Stick ausgelegt. Im Prinzip ist dies nichts anderes als ein Tauchsieder, der nicht nur erhitzt, sondern die Wassertemperatur exakt auf dem eingestellten Wert hält. Der Vorteil eines Sticks ist, dass er in unterschiedlichsten Töpfen und Behältern eingesetzt werden kann. So arbeitet der Hobbykoch variabel und nutzt je nach Menge der Speisen kleine Töpfe oder auch mal einen großen Behälter. Darüber hinaus nimmt der Stick beim Verstauen im Küchenschrank nicht mehr Platz in Anspruch wie ein Stabmixer. Damit das Wasser im gesamten Behälter gleichmäßig erhitzt wird, sorgt eine Pumpe für die Umwälzung.

Je nachdem, was für ein Topf oder Behälter genutzt wird....
... kann die Befestigungsschelle in der Höhe angepasst werden
Eine Umwälzpumpe sorgt für gleichmäßige Wassertempertur im ganzen Behälter

Sous-Vide - auf die exakte Temperatur kommt's an

Nehmen wir als Beispiel ein Steak, das wir Medium zubereiten wollen. Beim Sous-Vide-Prozess nutzen wir das Prinzip des „Rückwärtsgarens“, dass heißt, dass das Fleisch nicht scharf angebraten und danach im Backofen ziehen kann, sondern wir wählen den umgekehrten Weg. Wir bringen mit Hilfe des Sous-Vide-Garers das Fleisch auf die gewünschte Kerntemperatur. Als ersten Anhaltspunkt für Medium kann man 56°C wählen. Erst nachdem diese Kerntemperatur erreicht ist, sorgen wir in der heißen Pfanne oder auf dem Grill für die Grillstreifen bzw. Röstaromen. Dadurch, dass das Fleisch im Vakuumbeutel im Wasserbad bei genau der gewünschten Kerntemperatur gekocht - oder besser gesagt - erhitzt wird, kann es nicht zu durch, aber auch nicht zu roh werden. Und während man sich um seine Gäste kümmert, zieht das Fleisch langsam auf die gewünschte Kerntemperatur. Als Anhaltspunkt bei einem Steak kann man ca. 1 Stunde garen pro Zentimeter Fleischdicke rechnen - aber auf ein paar Minuten kommt es nicht an….im Gegensatz zur Temperatur-Genauigkeit.

Vier Schritte zum perfekten Steak.... zuerst wird es - wer möchte zusammen mit Kräutern oder Gewürzen - einvakuumiert
Dann geht's ins vorgewärmte Wasserbad
Nach dem Garen ist es Medium, aber die Röstaromen fehlen
Jetzt noch die heiße Pfanne oder der Grill und kurz von allen Seiten angrillen - Guten Appetit!

So genau wie möglich

Vor allem bei Fleisch und Fisch ist die exakte Temperatur und dessen Kontrolle wichtig. Bei einem Stück Fleisch bzw. Steak kommt es bei der gewünschten Garstufe darauf an, dass die Temperatur des Wasserbades so genau wie möglich gehalten wird. Schon ein Grad Differenz macht sich im Ergebnis bemerkbar. So lässt sich der Anova Precision Cooker in 0,5 Grad-Schritten zwischen 0°C und 92°C Grad einstellen. Nutzt man die intergrierte WLAN-Verbindung und die App zur Steuerung, lässt sich die Temperatur sogar in 0,1 Grad-Schritten wählen. Die Zeit kann zudem zwischen 0 und 99:55 Stunden eingestellt werden. Das wird in jedem Fall auch für ein Stück Schweinebauch, das wir schon einmal über 40 Stunden gebadet haben, ausreichen.

Je nach Gefäß, das man nutzt, passt man den Anova Precision Cooker mit seiner verstellbaren Befestigungsschelle an. So verwendet man bei nur einem oder zwei Steaks auch mal den flacheren Topf. Die Mindestfüllmenge bzw. Wasserstand muss lediglich 65 mm betragen. Etwas mehr ist immer sinnvoll, da natürlich beim Garen Wasser verdampft. Ist zu wenig davon im Behälter, schaltet der Anova automatisch ab.

Bedienung - ganz einfach!

Während des Garens sieht man auf der Anzeige im Wechsel die tätsächliche Temperatur....
... sowie die verbleibende Zeit

Die Bedienung des Anova Precision Cookers ist sehr einfach. Die Einstellung von Temperatur und Zeit erfolgt schnell und einfach an der Oberseite des Sticks. Eine große Anzeige zeigt direkt nach der Verbindung mit der Steckdose die aktuelle Wassertemperatur an. Mit einem Druck auf das mittlere Symbol und mit Hilfe der Plus/Minus-Tasten wählt man die Temperatur, dann ein Tipp auf das Uhrensymbol und wieder mit Plus/Minus die gewünschte Zeit eingeben - fertig. Dann genügt ein Druck auf die Play/Pause-Symbol - der Anova startet mit dem Erwärmen des Wassers. Als Anhaltspunkt: Bei einem großen Suppentopf mit 7 Liter Wasserinhalt dauert das Aufheizen bis auf 60°C ca. 20 Minuten - das ist ok und bei Konkurrenzprodukten ähnlich. Diese Zeit sollte man jedoch bei seiner Essensplanung mit einkalkulieren. Nutzt man größere Behälter empfehlen wir, schon temperiertes Wasser einzufüllen - dann geht’s schneller.
Ein Pluspunkt: Die vorgewählte Zeit zählt erst herunter, wenn die eingestellte Wassertemperatur auch wirklich erreicht ist. Ein Minuspunkt: Die Anleitung beschränkt sich auf ein kleines Heftchen, mit denen Neueinsteiger ins Thema Sous-Vide nicht wirklich weiterkommen. Dazu wird auf eine Internetseite hingewiesen, wo einige Fragen zum Großteil in Englisch beantwortet werden. Wir meinen, dass dies besser gelöst werden könnte.
Während des Garvorgangs zeigt eine LED am Stick an, was er gerade macht. Beispielsweise leuchtet diese während des Kochvorgangs blau, beim Vorwärmen blinkt sie, rot bedeutet Fehler oder zu niedriger Wasserstand. Darüber hinaus gibt der Stick beim Erreichen der Temperatur sowie beim Ende des Garprozesses einen Piep-Ton von sich. Nach dem Starten des Kochvorgangs zeigt die Anzeige am Stick im Wechsel die tatsächliche Temperatur sowie die verbleibende Restzeit an.

Genauer geht's nicht!

Zur Überprüfung der Temperaturgenauigkeit nutzen wir einen großen Suppentopf sowie eine Thermobox und bringen zwei Messfühler an. So checken wir nicht nur die exakte Temperatur, sondern sehen auch, ob der Anova das Wasser vernünftig umwälzt. Schließlich soll ja überall im Wasserbad die gleiche Temperatur vorliegen. Die Ergebnisse sind erstaunlich. Der Anova schafft es, die vorgegebene Temperatur exakt hinzubekommen. Wenn überhaupt mal eine Schwankung vorkommt, bewegt sie sich im Bereich von 0,1°C. Das haben wir - und wir haben uns schon einige Sous-Vide-Geräte angeschaut - so gut noch nicht gesehen. Darüber schafft es der Anova Precision Cooker auch, die Temperatur im gesamten Wasserbad gleich zu halten. Laut Anova soll es sogar bis hin zu Gefäßen mit 30 Liter und mehr Inhalt funktionieren. Allerdings sollte man, je größer das Gefäß ist, einige Vorkehrungen wie beispielsweise Abdeckungen nutzen, um die Temperatur möglichst konstant zu halten. Beispielswiese gibt es im Handel kleine Kügelchen, die auf der Oberfläche schwimmen und wie ein Deckel wirken.

Temperaturcheck von 30 bis 90°C in 10°C-Schritten - besser geht's nicht
Auf den Punkt: auch im wichtigen "Steak-Bereich" zwischen 50°C und 60°C hält der Anova Precision Cooker exakt die eingestellte Temperatur. Unsere Messungen zeigen 1°C-Schritte

Smarte Funktionen - Steuerung per App

Bei wichtigen Ereignissen bekommt man eine Push-Nachricht auf's Smartphone....
sowie auf die Smart-Watch

Eine Besonderheit des Anova Precision Cooker ist die Verbindung mit dem heimischen WLAN. Wofür braucht man dies eigentlich? Es funktioniert ja auch alles direkt am Stick. Per Netzwerk-Anbindung hat man jedoch ein paar Vorteile, die im Wesentlichen der Bequemlichkeit dienen. Zum einen bietet Anova in der kostenlos erhältichen App viele Rezept-Vorschäge mit Temperaturen und Zeiten (auch von anderen Nutzern), zum anderen kann man sich seine eigene Rezeptdatenbank anlegen und dort auch Kommentare hinterlassen. So vermerkt man beispielsweise, falls das Steak zu durch war und wählt bei nächsten Mal eine geringere Temperatur. Seine eigenen Rezeptideen kann man ebenfalls in der Community veröffentlichen. Leider sind die meisten der Rezepte in englischer Sprache. Während des Betriebs bekommt man eine Push-Nachricht aufs Mobilgerät, wenn die Temperatur erreicht oder die Zeit abgelaufen ist. Die Nachrichten erschienen im übrigen auch auf einer Smart Watch - bei unserem Test auf einer Apple Watch. Vorteile bietet die App in den Einstellmöglichkeiten, da man hier die Temperatur auch in 0,1°C-Schritten wählen kann. Während des Betriebs kann die Zeit sowie Temperatur per App allerdings nicht verändert werden - das geht nur direkt am Stick. Zur Verbindung des Sticks mit dem WLAN lädt man zunächst die Anova-App, die durch alle Installationen führt. Der Stick zeigt nach einem Druck von 5 Sekunden auf die Temperatur-Taste einen vierstelligen Code an, den man im Smartphone eingibt und schon sollte die Verbindung stehen. In unserem Praxistest klappte diese allererste Verbindung nur, wenn der Stick sehr nah am Router platziert ist. Bei ca. fünf Metern Entfernung funktionierte es nicht. Nachdem die Verbindung steht, arbeitet die WLAN-Verbindung zuverlässig und präzise und auch nachdem man den Stick bei der nächsten Anwendung mit dem Stromnetz verbindet, hat er wieder sofort sein Netzwerk.

Auf der Startseite der App finden sich viele Rezepte von Nutzern... allerdings vorwiegend in Englisch
Unter "Guide" findet man grundlegende Einstellungen für diverse Lebensmittel (hier auch in Deutsch)
Wir wählen den Lachs aus....
... und die App zeigt uns für den gewünschten Gargrad Zeit und Temperatur an. Jetzt reicht ein Tipp, um die Daten zum Stick zu schicken
Möchte man ein Rezept aus der umfangreichen Datenbank nutzen, klickt man auf "Cook this Recipe"...
... und auf dem nächsten Bildschirm "Start Anova"... und schon geht's los. Temperatur und Zeit kann man hier nicht verändern bzw. anpassen
Tippen Sie anstatt auf "Cook this Recipe" auf den gelben Punkt "Cook" unten am Startbildschirm - dann lassen sich auch die gespeicherten Rezepte ändern...
Mit Set Temp oder Set Timer stellen Sie Temperatur und Zeit ein bzw. ändern diese
Unter Profile lassen sich Grundeinstellungen vornehmen oder eigene Rezepte anlegen
Diese kann man für sich behalten oder auch in der Community veröffentlichen
Ebenso können Favoriten gespeichert werden
Während des Garvorgangs sieht man auf einen Blick die gewählte und aktuelle Temperatur sowie die Restzeit

Fazit

Der Anova Precision Cooker ist ein Sous-Vide-Stick der Spitzenklasse. Die Temperaturgenauigkeit ist perfekt, die Einstellmöglichkeiten mehr als praxisgerecht. Im Zusammenspiel mit der App bekommt man viele Rezeptideen und kann den Stick aus der Ferne steuern. Unser Kritikpunkt ist die spärliche Anleitung sowie, dass ein Großteil der Rezepte und Beschreibungen online sowie in der App in Englisch sind.

Test-Redakteur: Stefan Witzel, 29.04.2020, Fotos: Anova, Technikzuhause, Messungen: Technikzuhause