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WMF - Ein Unternehmen mit Tradition und Visionen

Wer kennt sie nicht – die Marke WMF!? Ob Bestecke, Pfannen, Töpfe, Küchenhelfer oder Elektrokleingeräte – fast in jedem Haushalt findet sich ein Produkt aus der Württembergischen Metallwaren Fabrik (WMF). Doch die wenigsten kennen die über 160-jährige „Vita“ der Traditions- Firma. Und den wenigsten ist bekannt, dass WMF über ein historisches Warenarchiv von über 11.000 Objekten verfügt. Eine Reise durch die Geschichte schlummert in Geislingen an der Steige - dokumentiert durch Modelle, Prototypen und einzigartigen Kunstobjekten. Rund 800 Objekte haben - seit 2018 - ihren Platz im Haus 40 des WMF-Werksgeländes gefunden. Derzeit ist die Ausstellung nur WMF-Mitarbeitern und Firmen-Besuchern zugänglich. Die Vision ist ein interaktives Museum, in dem ein Großteil des Archives ausgestellt werden soll. Technik zu Hause durfte das historische Archiv besuchen und genoss eine unglaublich detaillierte, lehrreiche, charmante und kurzweilige Führung und Zeitreise durch die Geschichte von WMF, an der wir Sie gerne teilhaben lassen möchten…

Sentimental Journey / Auf den Spuren der Geschichte

Daniel Straub – Gründer der WMF AG - wurde am 1. Juli 1815 als Sohn des „Schimmelmüllers“ in Geislingen geboren. Müller gehörten auf Grund des traditionellen „Mühlenbanns“, dessen Ursprung im Mittelalter verankert ist, zu den wohlhabenden Bürgern. Neben einem gesunden Geldpolster besaßen sie aber vor allen Dingen eines, was für die entstehende Industrie besonders interessant war – Energie durch Wasserkraft! Dank seines visionären Denkens und seiner technischen Fähigkeiten entwickelte Daniel Straub moderne Maschinen und Verfahren und sicherte sich ein zweites Standbein als Maschinenbauer. So entstanden neben dem Mühlenbetrieb eine Schmiedewerkstätte, eine Dreherei, eine Maschinenwerkstätte mit Schmiede und vieles mehr.

Wussten Sie....

….dass der Bahnabschnitt zwischen Geislingen und Amstetten noch heute eine der steilsten Eisenbahnstrecken Mitteleuropas ist?! Auch daran war Daniel Straub beteiligt. Dank verwandtschaftlicher Verbindungen, der Heirat mit Catharina Oechsle – der Tochter des Geislinger Kapellmüllers – und der väterlichen Hinterlassenschaft von fast 25.000 Gulden, war Daniel Straub in der Lage die technische Ausrüstung mit Werkzeugen und Geräten zu finanzieren. 3.000 Menschen waren damals am Steigenbau beteiligt und das in einer Stadt, die gerade einmal 2.300 Einwohner hatte. Am 29. Juni 1850 verließ der erste Zug den Geislinger Bahnhof. Die Anbindung an die Bahnlinie und an den Handel und die Welt war gelungen.

Stationen

  • 1850 Gründung der MAG – Maschinenfabrik Geislingen
  • 1853 Daniel Straub und die Brüder Louis und Friedrich Schweizer gründen die Plaquéwaren-/Metallwaren-Fabrik „Straub & Schweizer“
  • 1866 Ausscheiden der Brüder Schweizer aus der Firma
  • 1868 Gründung der ersten „WMF“-Verkaufsfiliale in Berlin in Form eines Musterlagers für die Region Norddeutschland
  • 1870 Aus „Straub & Schweizer“ wird „Straub & Sohn“
  • 1880 Zusammenschluss mit „Ritter & Co“ zur „Württembergischen Metallwaren Fabrik“
  • 1887 WMF geht an die Börse
  • bis 2016 Die Mehrheitsanteile haben sich im Laufe der langen Zeit immer wieder verändert
  • seit 2016 gehört WMF zum französischen Haushaltsgerätehersteller SEB und firmiert heute als WMF Group GmbH

Unsere WMF – Eine Firma wird gelebt

Heinz Scheiffele - Leiter, gute Seele & wahres Lexikon des historischen Warenarchivs der WMF

Schon früh erkannte Daniel Straub, dass zufriedene Mitarbeiter, gegenseitiges Vertrauen und Loyalität ein wichtiger Bestandteil des Firmenerfolgs sind. Aus diesem Grund führte er bereits 1881 die WMF-Betriebskrankenkasse ein. Revolutionär, wenn man bedenkt, dass erst 1853 durch Otto von Bismarck das Gesetz der Krankenversicherung erlassen wurde. In den nachfolgenden Jahren gründete WMF für die Mitarbeiter eine Betriebssparkasse, ein Jugendheim und den WMF Wohlfahrtsverein. Als 1912 die Fleischpreise so hoch wurden, dass sich kaum jemand der Arbeiter diesen Luxus leisten konnte, baute WMF die Fischhalle. Hier konnten Mitarbeiter zum Selbstkostenpreis einkaufen. Das Zusammengehörigkeitsgefühl spielt auch heute noch eine große Rolle. Wer bei WMF arbeitet ist ein Teil des großen Ganzen und mit vollem Herzen dabei. Bei unserem Besuch hörten wir oft die Aussage „unsere WMF“. Besonders eindrucksvoll zeigte uns das Heinz Scheiffele, Leiter des Historischen Archivs, mit einem Wissen über und einer Verbundenheit zu WMF, die beeindruckend ist. Wir hoffen sehr, dass dieser besondere „Spirit“, dass jeder Mitarbeiter ein Teil des WMF-Erfolgs ist, auch unter neuer Führung erhalten bleibt.

Pioniergeist und Mut für Neues

Um den Alltag im Haushalt einfacher und auch schöner zu gestalten wurden über viele Jahrzehnte in der Württembergischen Metallfabrik Neuheiten entwickelt und immer weiter verbessert. Ob Eierkocher, Kaffee-Zubereiter oder Schnellkochtopf. Betrachtet man den Werksentwurf des ersten Eierkochers, der 1878 noch unter Straub & Sohn entstand, dann bekommt man eine kleine Vorstellung von der Idee, die dahinter steckt und in der heutigen Zeit vollkommen normal ist – die Entwicklung einzelner Küchengeräte.

Seit 1927 spielt Kaffee-Genuss bei WMF eine große Rolle
1873 entstanden diese Eierkocher, als Werksentwurf von Straub & Sohn
Kaffee-Zubereiter für den Gastrobetrieb
Welcher Druck für die optimale Kaffee-Zubereitung nötig ist, stand schon damals im Fokus

Kochen - genial vereinfacht

Der erste Schnellkochtopf „Siko“ (kurz für Sicherheitskochtopf) kam 1927 auf den Markt. Damals wie heute ist er ein beliebter Helfer für die schnelle und unkomplizierte Zubereitung unterschiedlichster Speisen.

Kaffee-Genuss – Zuhause und unterwegs

Die Technik zu Hause-Redaktion mit Claudia Wagner ....
.... und Stefan Witzel folgt neugierig den fundierten Erklärungen von Heinz Scheiffele

Die Zubereitung von Kaffee nahm und nimmt bei WMF einen großen Geschäftsbereich ein. Sowohl für den privaten Einsatz als auch im Profibereich (Gastronomie, Hotellerie, Bäcker, Flughäfen etc.) – WMF Kaffeemaschinen und –Automaten sind überall zu finden.

Die erste Kaffeemaschine von WMF entstand 1880 und wurde mit einem Spiritusbrenner beheizt. Heute – knapp 140 Jahre später – ist die Kaffee-Zubereitung sehr bequem per Knopfdruck möglich.

Der Weg nach draußen

Um die WMF-Kunden zu erreichen und zufrieden zu stellen arbeitete der Außendienst u.a. mit dem Kaffee-Service-Koffer (für Reparaturen bzw. bestückt mit Ersatzteilen) und Transport-Anhänger.

Stilsicher durch die Epochen

Jede Zeit hat ihre Besonderheit und Schönheit. Die verschiedenen Epochen – Jugendstil, Art-Deco, Bauhaus… spiegeln sich in den Ausstellungsstücken des Warenarchivs wider.

Modernes bei Tisch

Wenn man miteinander isst und feiert, dann wollen alle Sinne erfreut werden – nicht nur der Gaumen. Für eine stilvolle Atmosphäre bei Tisch sorgen Tafelbestecke und -geschirre. Berühmt und zeitlos sind beispielsweise die Salz- und Pfeffer-Streuer „Max & Moritz“. Sie wurden von Bauhaus-Designer Wilhelm Wagenfeld (Schüler von Walter Gropius) gestaltet und sind noch heute bei WMF im Programm. Auch das Besteck des Künstlers Ron Arad hat im Warenarchiv einen Ehrenplatz und wurde zu Messezwecken sogar in einer überdimensionalen Variante gefertigt.

Experimentierfreudigkeit & Kunst

WMF-Produkte sollten nicht nur praktisch sein, sie sollten auch anmuten und das persönliche Ambiente unterstreichen. Dafür sorgte, um 1920, die NKA – Neue Kunstgewerbliche Abteilung – bei WMF. Durch Ikora-Metallveredelung entstanden Vasen, Teller, Schalen und vieles mehr. Heute sind die Stücke hochwertige Sammler-Objekte.

Dinge für die Ewigkeit

Lebendig und ausführlich schildert H. Scheiffele die Hintergründe zur "Paradiestür"

In der Galvanoplastischen Kunstanstalt von WMF wurden einerseits galvanisch versilberte Bestecke für den regelmäßigen Gebrauch gefertigt und andererseits Kunst-Gegenstände von ewiger Einzigartigkeit. Einen Vorgeschmack darauf bekommt man, wenn man bei WMF auf dem Werksgelände vor Haus 40 steht und von einer Frauen-Galvano-Bronze begrüßt wird.  

Besonders eindrucksvoll ist die „Paradiestür“, die in einem separaten Seitenraum ausgestellt ist. 

Das Original schuf Lorenzo Ghiberti 1425 bis 1452 für das Baptisterium in Florenz. Die zehn Reliefs stellen Szenen aus dem Alten Testament so lebendig dar, dass Michelangelo gesagt haben soll: „Diese Tür ist würdig, den Eingang des Paradieses zu schmücken“.

Die Galvanoplastische Kunstanstalt der WMF AG erhielt 1911 vom Städtischen Museum  in Stettin den Auftrag eine Reproduktion der Tür anzufertigen. Nach einem Abdruck vom Original wurde in Geislingen eine Galvanoplastik hergestellt und anschließend vergoldet. Nach Fertigstellung sah sich das Museum Stettin allerdings nicht in der Lage, die Kosten zu begleichen. Bis 1928 war die Paradiestür eine Leihgabe an das Museum Stettin und wurde dann wieder zurück nach Geislingen geholt, wo sie heute in voller Größe von 6 x 4 Metern zu bewundern ist.

 

 

Eine von zehn Szenen aus dem Alten Testament
Hier hat sich der Künstler selbst verewigt. Den "Kopf" von Lorenzo Ghiberti können aufmerksame Betrachter auf der Tür ausfindig machen

Wer nach der historischen Reise in die aktuelle Welt von WMF eintauchen möchte, findet hier das neueste Sortiment:

Internet: www.wmf.de

Redaktion: Claudia Wagner, Fotos: WMF, Claudia Wagner, Stefan Witzel