Lust am Mahlen - 11 elektrische Kaffeemühlen im Test
Testredakteure: Claudia Wagner und Stefan Witzel, 18.5.2020, Fotos: Hersteller, Technikzuhause

Die Deutschen sind eine Nation der Kaffeetrinker. Im Jahr genießen sie rund 164 Liter pro Person, womit sich der Kaffee als beliebtestes Heißgetränk auszeichnet. Wenngleich der größte Teil der schwarzen Bohnen über Lebensmittelhandel und Discounter vertrieben wird, macht sich bei den Verbrauchern seit einiger Zeit ein Up-Trading bemerkbar – also die Bereitschaft für besondere Qualität auch etwas mehr auszugeben. Eine Entwicklung, die man nur begrüßen kann! Handelt es sich bei Kaffee doch um ein Genussmittel, also etwas zum Genießen!

Damit man tatsächlich den Gaumen erfreuen kann, braucht es allerdings nicht nur gute Samen der Kaffeepflanze und entsprechende Röstverfahren, sondern auch ein frisches und schonendes Vermahlen der Bohnen. Dafür gibt es von vielen Herstellern elektrische Kaffeemühlen, die eigens für den privaten Gebrauch entwickelt wurden. Welche Unterschiede es bei Mahlwerken, Ausbeute, Bedienung, Geräuschentwicklung etc. gibt, zeigen wir anhand elf aktueller Modelle, die wir uns für Sie genauer angeschaut haben.

Warum frisch gemahlener Kaffee?!

Kaffeebohnen sind ein Geschenk der Natur. Durch den Röstvorgang, der sich je nach Bohne in Zeit und Hitze unterscheidet und einiges an Fingerspitzengefühl erfordert, verwandeln sich die Kaffeesamen in kleine Aroma- und Geschmackskraftwerke – es entsteht das typische Kaffeearoma, das wir kennen und schätzen. Doch erst durch das Vermahlen wird die Zellstruktur der Bohnen aufgebrochen und die Aromen und Öle (Experten sprechen von 800 – 1000 Aromen) werden freigesetzt. So sehr sie auch unseren Geruchssinn im ersten Moment berauschen, so flüchtig sind sie. Sauerstoff, Licht und Wärme lassen die kostbaren Aromen schnell verfliegen. Ist das Kaffeepulver diesen Faktoren lange Zeit ausgesetzt, verliert es immer mehr von seinen kostbaren Aromen und somit an Geschmack. Insbesondere sehr fein gemahlener Kaffee, wie für Espresso oder Mokka, bietet eine große Angriffsfläche und die Aromen verflüchtigen sich schnell. Wer also in den vollen Genuss kommen möchte, sollte seine Kaffeekreation am besten mit frisch gemahlenen Bohnen zubereiten.

 

Kaffeebohnen enthalten zwischen 800 bis 1000 Aromen, die nach dem Mahlen schnell verfliegen

Mahlwerk ist nicht gleich Mahlwerk!

Logisch – eine Kaffeemühle soll Kaffeebohnen zerkleinern. Allerdings gibt es dabei ein paar Kriterien, die sich auf die anschließende Zubereitung geschmacklich auswirken.
Die Bohnen sollten während des Mahlvorgangs möglichst wenig Wärme abbekommen. D.h. Motor und Mahlwerk sollten sich während des Arbeitsvorgangs nicht zu sehr erhitzen, da sich ansonsten die Aromen der Kaffeeöle verändern. Denken Sie einfach daran, wie Olivenöl schmeckt, wenn es in der Pfanne heiß gemacht wird und welches Aroma es entfaltet, wenn man es kalt über die Speisen träufelt.
Das Mahlgut – also die Kaffeebohnenteilchen sollten möglichst gleichmäßig groß sein. Man nennt das homogen gemahlen. Das ermöglicht eine einheitliche Extraktion, die man beim Genuss der Kaffeespezialität schmecken kann. Da es sich bei Kaffee um ein Naturprodukt handelt, ist die Beschaffenheit der Bohnen unterschiedlich. Daher wird es keiner Mühle gelingen, alle Bohnen auf die exakt gleiche Größe zu mahlen. Muss sie auch nicht. Ein wenig „unperfectness“ verleiht dem Kaffee den individuellen Charakter. Allerdings gibt es größere und kleinere Abweichungen und dafür entscheidend sind unterschiedliche Mahlwerke.

1. Mühlen mit Schlagmesser

Das Schlagmesser zerkleinert die Bohnen mit rotierenden Messern

Eigentlich handelt es sich hierbei nicht um eine Mühle. Die Bohnen werden durch zwei oder drei rotierende Messer (in den meisten Fällen aus Stahl oder Edelstahl) zerkleinert bzw. zerschlagen und nicht gemahlen. Das hat zur Folge, dass das Mahlgut in seiner Beschaffenheit eher ungleichmäßig wird. Außerdem erzeugen die rotierenden Messer relativ viel Wärme, was wie bereits oben erwähnt, den Geschmack der Kaffeeöle verändert.

2. Mühlen mit Scheibenmahlwerk

Der Abstand der beiden Scheiben reguliert den Mahlgrad

Bei dieser Konstruktion werden die Bohnen zwischen zwei Scheiben aus Edelstahl oder Keramik vermahlen. Keramik erzeugt weniger Wärme, Edelstahl ist langlebiger und preisgünstiger, daher werden die meisten Scheibenmahlwerke aus Edelstahl gefertigt. Eine der beiden Scheiben wird durch einen Motor angetrieben, die andere Scheibe bleibt fest stehen. Die Bohnen werden horizontal verarbeitet. Der gewünschte Mahlgrad – feiner oder gröber – wird durch den Abstand der beiden Scheiben zueinander reguliert. Durch die hohe Drehzahl entwickelt sich bei diesem Mahlwerk eher mehr Wärme und oft auch mehr Lärm.

3. Mühlen mit Kegelmahlwerk

Das Kegelmahlwerk aus Edelstahl verarbeitet Kaffeebohnen langsam und schonend

Hier werden die Bohnen zwischen dem  innenliegenden Kegel und der Außenwand des Mahlwerks zerkleinert. Durch die konische Form wird der Abstand zwischen Kegel und Wand nach unten immer geringer, so dass die Bohnen feiner gemahlen werden. Über die Mahlgrad-Einstellung reguliert man den Abstand zwischen Kegel und Wand. Je geringer der Abstand, umso feiner wird das Mahlgut. Dieses Verfahren arbeitet wie ein Trichter vertikal – die Bohnen fallen nach unten. Da die Bohnen nicht zwischen zwei Scheiben gezogen werden müssen, ist die Drehzahl beim Kegelmahlwerk geringer und es entsteht weniger Hitze beim Mahlvorgang, was den Kaffeeölen und somit dem Geschmack zugutekommt. Auch Kegelmahlwerke werden entweder aus Keramik oder Edelstahl hergestellt. Wie auch beim Scheibenmahlwerk erzeugt die Keramikvariante weniger Wärme. Allerdings punktet die Edelstahl-Ausführung mit Langlebigkeit und einem günstigeren Preis.

Was darf es sein – grob oder fein?

Über Geschmack lässt sich bekanntermaßen nicht streiten! Jeder hat hinsichtlich Zubereitungsverfahren, Bohnensorte und auch Stärke der Kaffeekreation seine(n) persönlichen Favoriten. Daher geben wir hier auch nur eine grobe Richtung vor, beim „Feintuning“ sollte jeder selbst experimentieren.

Siebe mit unterschiedlicher Maschenweite geben bei unserem Test Orientierung für die Wahl des Mahlgrads, passend zum Zubereitungsverfahren

Grundsätzlich unterteilen Baristas in drei Mahlgrade: fein, mittel und grob. Um eine optimale Extraktion der Bohnen zu erreichen, ist für die Wahl des Mahlgrades das Zubereitungsverfahren entscheidend. Je kürzer die Kontaktzeit zwischen Kaffeepulver und Wasser, umso feiner sollte die Bohne vermahlen sein und je länger die Kontaktzeit, umso gröber darf das Kaffeemehl ausfallen. Warum ist das so?! Wird die Bohne sehr fein vermahlen bietet sie eine große Oberfläche, um Aromen, Öle etc. freizusetzen. Eine kurze Kontaktzeit (wir sprechen von wenigen Sekunden) ist hier vollkommen ausreichend, andernfalls würde der Kaffee zu bitter.
Bei grob vermahlenen Bohnen ist die Oberfläche deutlich kleiner. Die Geschmacksstoffe benötigen mehr Kontaktzeit, um optimal extrahiert zu werden.

Bei Espressokannen – ob elektrisch oder für den Herd – scheiden sich bereits die Geister. Die Einen schwören auf einen feinen Mahlgrad, wie bei der Siebträgermaschine, die Anderen auf einen mittleren, wie bei Filterkaffee. Bei der redaktionseigenen Espressokanne für den Herd hat sich ein Mahlgrad zwischen fein und mittel als optimal erwiesen. Wie schon oben erwähnt, hier muss man einfach Mut zum Ausprobieren haben.

So haben wir getestet

Es gibt eine Einteilung in zwei Testfelder. Das erste beinhaltet 6 Kaffeemühlen bis 100 Euro. Dabei ist eine mit einem Schlagmesser ausgestattet, zwei mit Scheibenmahlwerk und drei Mühlen mit Kegelmahlwerk.
Im zweiten Testfeld befinden sich Kaffeemühlen von 100 bis 250 Euro. Alle Mühlen arbeiten mit einem Kegelmahlwerk.

Beide Kategorien wurden den gleichen Testkriterien unterzogen:

  • Inbetriebnahme/Zusammenbau
  • Verständlichkeit der Bedienungsanleitung
  • Bedienkomfort am Gerät
  • Zubehör
  • Ausstattung
  • Schallpegel-Messung
  • Homogenität des Kaffeepulvers

Dafür haben wir die Mahlgradeinstellungen für die Zubereitung von Espresso, Filterkaffee und French Press vorgenommen. Jeder Mahlgang wurde mit jeweils drei Sieben (unterschiedlicher Maschenweite) überprüft und bewertet

  • Messung der Restmenge Kaffeepulver in der Maschine (Totraum)
  • Reinigung
  • Verarbeitung

Vor dem ersten Einsatz

Vor der ersten Nutzung sollte man alle losen Teile, also Bohnen- und Auffangbehälter reinigen und vollständig trocknen. Beim Auffangbehälter ist das in der Regel einfach, da er sich mit einem Tuch gut abtrocknen lässt. Beim Bohnenbehälter gestaltet sich das meist etwas schwieriger, da in der Mitte eine Art „Stempel“ eingebaut ist, der zum einen dafür dient, dass die Bohnen langsam ins Mahlwerk rutschen und zum anderen dafür, dass die Bohnen nicht wie „wild“ durch den Behälter fliegen. Diese Konstruktion ist sehr verwinkelt und man erreicht mit dem Trockentuch nicht alle Teile. Hier ist etwas Geduld gefragt! Am besten über Nacht trocknen lassen und erst dann verwenden.  Andernfalls werden die Bohnen feucht, was zu einem minderwertigen Mahlergebnis führen kann.

6 Kaffeemühlen bis 100 Euro - hier geht's zum Test >>>

5 Kaffeemühlen von 100 bis 250 Euro - hier geht's zum Test >>>

Alle Testergebnisse in der Übersicht - hier klicken >>>