Komfortabler E-Scooter mit hoher Reichweite:
Digger ES3 im Praxistest
Testredakteur: Marius Donadello, 31.03.2023, Fotos: Technikzuhause

Das Auto einfach mal stehen lassen und an der frischen Luft sein, das liegt im Trend und tut richtig gut. Zur Bahn, zum Bäcker oder ins Büro - die meisten Strecken, die wir im Alltag zurücklegen, sind kurz. E-Scooter sind dafür ein geeignetes Fortbewegungsmittel, wenn die Sicherheit und der Komfort stimmen. Wer dazu noch eine hohe Reichweite auf die Wunschliste setzt, landet allerdings schnell bei schweren, unhandlichen Gefährten. Digger will mit dem ES3 all diesen Anforderungen gerecht werden. TechnikzuHause hat getestet, ob der Digger ES3 hält, was er verspricht.

Digger ES3 »Digger jubelt«

Der Digger ES3 eignet sich bestens auch für den Weg zu öffentlichen Verkehrsmitteln (Foto: TechnikzuHause)

Darf es etwas mehr sein? Mit den ersten Erfahrungen wachsen häufig die Ansprüche, und wer von vornherein großen Wert auf wichtige Aspekte wie Sicherheit und Reichweite legt, wird unter Umständen mit besonders handlichen E-Scootern nicht auf Dauer glücklich. Von zu Hause oder dem Arbeitsplatz aus die Strecke zu öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu einem Sammelparkplatz, das sind kurze Wege, für die sich bei akzeptabler Witterung im Grunde ein Auto nicht lohnt. Wenn der Scooter jedoch zu schnell schlappmacht, bleibt nicht nur der Spaß auf der Strecke. Und wer einmal auf den Geschmack gekommen ist, weiß besonders den Komfort mancher, zumeist etwas größerer Modelle zu schätzen. Willkommen inmitten des alten Dilemmas: Reichweite und Fahrkomfort gehen zu Lasten von Gewicht und Größe. Bei der Entscheidung für ein Modell mit »Gepäckablagemaßen« oder ein größeres Exemplar muss jeder individuell abwägen, wo die Prioritäten liegen und je nach Modell mehr oder weniger Kompromisse eingehen. Der ES3 von Digger tritt an, eine solche Entscheidung mit ausgewogenen Qualitäten leichter zu machen.
Er ist das größere von zwei Modellen der Marke und ausgeklappt ein durchaus stattliches Vehikel. Gegenüber dem von uns zuvor getesteten ES1 nimmt sich der fast 1,2 Meter hohe ES3 genau sechzehn Zentimeter höher, elf Zentimeter breiter und sechzehn Zentimeter länger aus und bringt mit einem Gewicht von 14,2 Kilogramm rund zweieinhalb Kilo mehr auf die Waage. Ihn an kleinen Regional-Bahnhöfen ohne Aufzug ausgeklappt mal schnell die Treppe zum Gleis hinaufzutragen, ist nicht jedermanns Sache, doch für solche Fälle gibt es inzwischen an beinahe jeder kleinen Station barrierefreie Zufahrtswege. Im Gegenzug machen sich die etwas größeren Abmessungen sofort positiv bemerkbar, wenn man sich auf den Scooter stellt: Das Board des ES3 ermöglicht einen sehr bequemen Stand und der Lenker hat eine angenehme Höhe für Personen zwischen 1,75 Meter und 1,85 Meter Körpergröße. Beides sind Faktoren, die nicht unterschätzt werden dürfen: Das Gefühl, kaum genug Platz für die Füße zu haben oder gebeugt auf dem Scooter zu stehen, das sind Erfahrungen der Kategorie »Aus dem Alter bin ich raus«.

Souverän unterwegs sein

Zusammengeklappt lässt sich der Scooter bequem tragen und wird auf kurzen Strecken nicht zu schwer. Auch in Bus oder Bahn findet er noch Platz (Foto: TechnikzuHause)

Verglichen mit den in größeren Städten verfügbaren Miet-Scootern der einschlägigen Anbieter ist der Digger ES3 immerhin ein Leichtgewicht, und zusammengeklappt lässt er sich problemlos mit in Bus und Bahn nehmen oder im Kofferraum unterbringen. Letzteres ist vor allem dann interessant, wenn man sich mit dem ES3 nicht nur in der Stadt bewegen möchte, denn der Digger lädt förmlich zu einem Ausflug ins Grüne ein: Mit großen 10“-Luftreifen am Vorderrad und am Hinterrad ermöglicht er auch auf rauem Untergrund eine sichere sowie komfortable Fahrt. Zudem verfügt der Digger ES3 über zwei Stoßdämpfer, die das Trittbrett vor dem Hinterrad federn. Um deren Wirkung zu spüren, reichen die normalen Straßenverhältnisse in der Stadt: Risse oder kleinere Löcher im Asphalt und Unebenheiten der Fahrbahn verlieren ihren Schrecken. Wo kleine Hartgummi-Räder ein erhebliches Sicherheitsrisiko darstellen und den Fahrer bestenfalls »nur« ordentlich durchschütteln, vermittelt der ES3 ein sicheres Gefühl und schluckt die Vibrationen. Gleichzeitig sind seine Stoßdämpfer so abgestimmt, dass sie noch ein Feedback für die Beschaffenheit des Untergrunds ermöglichen, das wiederum für die gefühlte und die tatsächliche Sicherheit bei der Fahrt wichtig ist.

Wer schon mit unterschiedlichen Scootern hantiert hat, kann meist ein Lied davon singen: Manche Klappmechanismen sind nicht allzu vertrauenerweckend, andere umständlich in der Handhabung. Der Digger ES3 reiht sich diesbezüglich in den recht kleinen Kreis der Modelle ein, die sowohl eine grundsolide als auch eine einfach zu bedienende Lösung aufweisen. Mehr noch: Der Faltmechanismus des ES3 ist narrensicher konzipiert. Um ihn fahrbereit zu machen, genügt es, den Lenker in die aufrechte Position zu führen, die Arretierung rastet automatisch ein. Sie zu lösen, lässt sich mit einer Hand bewerkstelligen: Dazu betätigt man einfach den kleinen Schieber am Arretierungshebel, der sich daraufhin butterweich von der Lenksäule wegführen lässt und selbige freigibt. Danach wird die Lenksäule schräg nach hinten geklappt, damit eine Öse, die sich neben dem rechten Handgriff am Lenker befindet, in eine Aufnahme am hinteren Schutzblech einrasten kann - so bleibt der Scooter in zusammengeklapptem Zustand gesichert. Auch diese Sperre kann mit zwei Fingern gelöst werden, die gesamte Faltmimik ist vorbildlich gemacht.

Der Faltmechanismus des Digger ES3 ist sehr solide und narrensicher, der Scooter kann mit einer Hand zusammengeklappt werden (Foto: TechnikzuHause)
Mit diesem automatisch einrastenden Arretierungshebel kann der Faltmechanismus ohne Kraftaufwand gelöst werden, denn der Hebel läuft sehr leichtgängig (Foto: TechnikzuHause)
Für den Transport Clever fixiert: Der Lenker wird schräg nach hinten geklappt, sodass die Öse neben dem rechten Handgriff…
...in eine Aufnahme am hinteren Schutzblech einrastet - so bleibt der Scooter in zusammengeklapptem Zustand gesichert. Die Sperre lässt sich mit einem Handgriff lösen (Fotos: TechnikzuHause)

Sicherheit geht vor

Die LED-Beleuchtung wird vom Akku gespeist und schaltet sich mit dem Scooter automatisch ein, seitliche Reflektoren erhöhen die Sicherheit zusätzlich (Foto: TechnikzuHause)

Mit einem Scooter zählt man zu den besonders gefährdeten Verkehrsteilnehmern; um sich dennoch in jeder Situation möglichst sicher fortzubewegen, ist eine zuverlässige Beleuchtung wichtig. Der Digger ES3 verfügt über ein helles Vorderlicht sowie ein ebenfalls leuchtstarkes Rücklicht, die beiden LED-Lampen werden vom Akku gespeist und schalten sich mit dem Scooter automatisch ein. Die Beleuchtung über den Akku des Scooters mit Strom zu versorgen, bietet einen großen Vorteil, denn Batterien werden gerne dann leer, wenn man keine Reserve zur Hand hat. Zudem verlieren Lichter an Leuchtkraft, wenn die Kapazität der Batterien zu Neige geht. Dass sich die Lampen des ES3 automatisch einschalten, finden wir sehr begrüßenswert, denn sie erhöhen die Sicherheit nicht nur bei Dunkelheit: Auch bei schlechtem Wetter und ungünstigen Lichtverhältnissen, beispielsweise wenn man durch einen beschatteten Bereich fährt, ist der beleuchtete Scooter für andere Verkehrsteilnehmer wesentlich besser sichtbar. Seitlich an der Gabel montierte Reflektoren erhöhen die passive Sicherheit zusätzlich.

Zwei Bremsen

Das große, kontrastreiche Display zeigt den Akkustand, den Fahrmodus und die gefahrene Geschwindigkeit an. Es ist auch bei hellem Tageslicht während der Fahrt ausgezeichnet lesbar (Foto: TechnikzuHause)

Ein weiterer neuralgischer Punkt bei Scootern ist die Bremsanlage, der ES1 konnte sich diesbezüglich in unserem Test eindrucksvoll bewähren. Kurzum: Mit dem größeren ES3 verhält es sich nicht anders. Er verfügt wie das kleinere Modell über eine elektrische Motorbremse, die auf das Vorderrad wirkt. Sie entfaltet eine so starke Bremskraft, dass man für die richtige Dosierung ein wenig Fingerspitzengefühl entwicklen muss, zumal eine Bremse aus physikalischen Gründen am Vorderrad immer stärker wirkt als am Hinterrad. Ein Manko ist das freilich nicht, im Gegenteil: Nach kurzer Zeit hat man den Bogen raus und kann sich darauf verlassen, den Scooter binnen weniger Meter zum Stehen bringen zu können.
Zusätzlich ist der ES3 mit einer starken, hydraulischen Scheibenbremse ausgestattet, die auf das Hinterrad wirkt. Sie wird mit einem klassisch geformten Bremshebel bedient, der direkt vor dem roten Taster für die Motorbremse auf der linken Seite des Lenkers positioniert ist. In den meisten Fahrsituationen reicht es völlig aus, nur die Scheibenbremse zu benutzen, die den ES3 allein bereits sehr wirksam abbremst. Ein Härtetest zeigt, was diese Bremsanlage leisten kann, wenn es darauf ankommt: Wir haben den ES3 mit Höchstgeschwindigkeit (20 km/h) auf einer Straße mit etwa drei Prozent Gefälle gefahren und eine Vollbremsung (beide Bremsen) gemacht - der ES3 stand nach circa vier Metern. Wenn man die Motorbremse voll einsetzt, sollte man sich wegen der hierbei wirkenden Kräfte mit den Armen gegen den Lenker abstützen, um einen sicheren Stand auf dem Scooter zu behalten - es kann nicht schaden, das ein paar Mal zu üben.
Last, but not least, hat der Digger ES3 eine laute Klingel, um Fußgänger in Gefahrensituationen auf sich aufmerksam zu machen. Sie ist unauffällig zwischen Bremshebel und Bremstaster platziert, wobei ihr Auslöser dennoch gut mit einem Finger zu erreichen ist.

Der rote Taster steuert eine elektrische Motorbremse, die den Digger ES3 aus voller Geschwindigkeit sogar bei leichtem Gefälle nach wenigen Metern zum Stehen bringt (Foto: TechnikzuHause)
Auf das Hinterrad wirkt eine starke Scheibenbremse, die mit dem Bremshebel betätigt wird (Foto: TechnikzuHause)

Funktionsmerkmale und Reichweite

Große 10“-Luftreifen lassen den Digger ES3 auf rauen Straßenbelägen sanft dahingleiten (Foto: TechnikzuHause)

Der ES3 hat drei Fahrstufen, mit denen sich jeweils eine definierte Geschwindigkeit erreichen lässt: Stufe 1 entspricht maximal 7 km/h, in Stufe 2 beschleunigt der ES3 auf maximal 14 km/h und in Fahrstufe 3 kann die gesetzlich für E-Scooter vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h gefahren werden. Wenn man bergab fährt, begrenzt die elektrische Motorbremse die Geschwindigkeit ohne Zutun des Fahrers auf die jeweilige Höchstgeschwindigkeit der gewählten Fahrstufe. Bergauf kommt dem ES3 sein leistungsstarker Motor zugute, wir haben eine Strecke von fünfhundert Metern mit einer Steigung von zehn Prozent problemlos fahren können, wobei der ES3 gegen Ende des Anstiegs in Fahrstufe 3 bei Vollgas eine Geschwindigkeit von 6 km/h halten konnte.
Ein großes Panorama-Display in der Mitte des Lenkers zeigt die gewählte Fahrstufe, die gefahrene Geschwindigkeit und den Ladestand des Akkus an. Diese LED-Anzeige ist hell und sehr kontrastreich, sodass sie bei Tageslicht während der Fahrt problemlos lesbar ist. Der Akkustand wird beim ES3 mit fünf Segmenten dargestellt, diese im Vergleich zum ES1 etwas feinere Abstufung trägt der größeren Akku-Kapazität Rechnung und gibt praxistauglichen Aufschluss über die verbliebene Kapazität. Das mitgelieferte 42-V/1,5-A-Netzteil mit Klinkenanschluss bringt den leergefahrenen Akku des ES3 binnen kaum drei Stunden auf eine Kapazität, die drei angezeigten Segmenten entspricht. Das könnte mit einem stärkeren Netzteil noch schneller gehen, aber immerhin lässt sich der ES3 über Nacht wieder voll aufladen, und man dürfte im Alltag selten in die Verlegenheit kommen, den Akku leer gefahren zu haben. Denn die vom Hersteller angegebene maximale Reichweite von 30 Kilometern für ebene Strecke haben wir sogar im Mix, mit Steigungen während einzelner Fahrten, locker erreicht. Die Kombination zweier Leichtgewichte - Scooter und Fahrer (68 Kg) - hat sich dabei zwar günstig ausgewirkt, doch davon unberührt ist die Reichweite des ES3 zweifelsohne respektabel und ohne Wenn und Aber vollkommen praxistauglich.

Fahreindruck

Zwei Stoßdämpfer sorgen für ausgezeichneten Fahrkomfort: Unebenheiten und kleinere Löcher oder Risse im Asphalt verlieren ihren Schrecken (Foto: TechnikzuHause)

In der Fahrpraxis kann der größere Digger in allen Disziplinen punkten, sein drehmomentstarker Motor beschleunigt den ES3 gleichmäßig und sehr zügig. Die angegebene Höchstgeschwindigkeit wird auf ebener Strecke auch bei niedrigem Ladestand (Anzeige 2 Segmente) erreicht und bei guter Fahrbahnbeschaffenheit innerhalb der gesetzlich zugelassenen Toleranz sogar minimal überschritten. Doch viel wichtiger ist das Fahrgefühl, und hier ist die Kombination von großen Luftreifen und Stoßdämpfern durch nichts zu ersetzen: Man fühlt sich auf dem Digger ES3 sofort gut aufgehoben, er verwöhnt regelrecht in Sachen Fahrkomfort und sorgt für ein ausgesprochen bequemes Fortkommen. Gleichzeitig lässt sich der ES3 mühelos in engere Kurven dirigieren und ermöglicht einen agilen Fahrstil. Zudem kann man dank seiner Federungseigenschaften und des Abstands zum Boden auch die meisten nicht asphaltierten, lose befestigten Wege problemlos befahren - ein echter Allrounder, der auf Anhieb Freude macht und mit absolut ausgewogenen Fahreigenschaften nachhaltig überzeugt.

Fazit

Digger bietet mit dem ES3 einen E-Scooter, der uneingeschränkt alltagstauglich ist und jede Menge Fahrspaß bereitet. Seine großen Luftreifen und Stoßdämpfer sorgen für ausgezeichneten Fahrkomfort, während sein moderates Gewicht und seine Abmessungen ein sehr gutes Handling ermöglichen. Ein weiterer Pluspunkt ist der durchdachte Faltmechanismus, der sich denkbar einfach bedienen lässt. Mit einer durchschnittlichen Reichweite von 28 Kilometern ist der ES3 in seiner Klasse bestens aufgestellt und lässt einen nicht so schnell im Stich, die etwas längere Ladezeit fällt da nicht ins Gewicht. Die Kombination einer elektrischen Motorbremse und einer hydraulischen Scheibenbremse sorgt für überragende Bremswirkung - falls nötig, wirft der ES3 den Anker. Absolut ausgewogene Fahreigenschaften runden den positiven Eindruck ab. Somit ist der Digger ES3 ein äußerst attraktives Angebot, für einen vergleichbaren Preis gibt es derzeit nirgends so viel »E-Scooter für Erwachsene«.