Die meisten E-Bikes oder Pedelecs erkennt man schon von weiten an der üppigen Rahmenkonstruktion, sie sehen meist aus wie kleine Motorräder oder Mofas. Kommt einem dagegen das BK-GS03EG von Sharp auf dem Radweg entgegen, fällt die Motorunterstützung erst durch das leise surren des Motors oder durch das lockere Pedalieren des Fahrers auf. Der Rahmen des Sharp gibt sich nicht nur vergleichsweise filigran, das ganze Rad wiegt gut 10 Kilo weniger, als die meisten Konkurrenten. Die Vorteile dieser Konstruktion haben wir im ausführlichen Test buchstäblich erfahren können.
Sharp BK-GS03EG im Test:Leichtes E-Bike zum Pendeln und mehr Testredakteur: Thomas Johannsen, 07.05.2025, Hersteller, TechnikzuHause

Geometrie- und Farb-Varianten
Der (Achtung Wortspiel) Schwerpunkt des Sharp BK-GS03 liegt eindeutig beim vergleichsweise geringen Gewicht. Mit knapp 20 Kilo inklusive Akku ist das Sharp als alltagstaugliches E-Bike tatsächlich nicht schwer. Wer schon mal einen 30-Kilo-Boliden auch nur wenige Stufen in den Keller verfrachtet hat, überlegt sich den nächsten Ausflug zweimal. Beim BK-GS03 hatte der Hersteller zudem auch die Kosten stets im Blick, denn im Fahrradbau gilt zumeist die Regel, dass jedes eingesparte Kilo einen deutlichen Aufpreis zur Folge hat. Beim Sharp hat man schon bei der Konstruktion darauf geachtet, sowohl beim Gewicht als auch beim Preis sinnvolle Einsparmaßnahmen vorzunehmen.
Unterschiedliche Rahmenformen und mehrere Rahmenhöhen treiben die Kosten bereits bei der Entwicklung und Fertigung hoch, daher bietet Sharp das BK-GS03 lediglich in einer Form und in einer Größe an. Die Rahmenform entspricht der sogenannten Diamant-Geometrie, hat also keinen tiefen Einstieg. Mit tiefem Einstieg hat Sharp aktuell das DM02EB im Programm, welches ebenfalls zum Testen auf unserer Liste steht. Der Diamantrahmen mit der einzig verfügbaren Rahmenhöhe M soll mit 53 Zentimetern für Körpergrößen zwischen 165 - 190 Zentimetern geeignet sein, hierzu später mehr. Das Rad gibt es als BK-GS03EG (Olivgrün Perle), und als BK-GS03EW (Weiß Glänzend).
Antriebskonzept und Ausstattung

Aus den besagten Gründen, nämlich um Gewicht zu sparen und gleichzeitig mit einem moderaten Preis aufzutreten, hat man sich für einen Heckmotor entschieden, der in der Nabe des Hinterrades Platziert ist. Heckmotoren sind in der Regel nicht ganz so leistungsfähig wie Mittelmotoren im Tretlager, dafür aber viel leichter. Eine weitere Gewichtsersparnis ergibt sich durch den schlanken Akku, der fest in das Unterrohr integriert ist. Er kann also zum Laden nicht herausgenommen werenm, sodass das Rad immer komplett mit dem Ladegerät verbunden werden muss. Außerdem ist die Kapazität durch das schlanke Rohr begrenzt, die 7,8 Ah des Akkus im Sharp E-Bike reichen allerdings locker für unsere 50-Kilometer-Teststrecke aus und darüber hinaus. Beim BK-GS03 wurde zudem auf eine Federung verzichtet, sowohl eine Federgabel als auch eine gefederte Sattelstütze bringen zusätzliches Gewicht auf die Waage und schlagen sich zudem auf den Preis nieder. Wer es dennoch etwas komfortabler mag, kann leicht eine gefederte Sattelstütze nachrüsten, wie bei jedem anderen Fahrrad auch.


Beschleunigen und verzögern
Der 250W-Motor kommt von Huayu, in der Nabe des Hinterrades, und leistet maximal 35 Nm. Das ist deutlich weniger als die meisten Mittelmotoren. Er ist dafür jedoch deutlich kompakter und auch leichter als seine Mittelmotor-Kollegen. Er bietet insgesamt fünf Unterstützungsstufen, die über eine Tastenwippe auf der Bedieneinheit links am Lenker ausgewählt werden können, und im großen Display in der Mitte angezeigt werden. Anders als viele Konkurrenten, hat man von speziellen Bezeichnungen der Modi wie „Eco“, „Normal“, „Power“ oder ähnliche abgesehen.
Das Display selbst zeigt außer der aktuellen Unterstützungsstufe auch die Geschwindigkeit, die aktuelle Motorleistung, die zurückgelegten Kilometer und die restliche Akkukapazität in Prozent an. Über dieselbe Bedieneinheit wir der Antrieb zudem ein- und ausgeschaltet, ebenso wie das Licht. Rechts am Lenker befinden sich wie üblich die Schalthebel für die Kettenschaltung nebst einer kleinen Anzeige, die zwar nicht den aktuellen Gang, dafür aber eine Tendenz anzeigt, ob die Kette eher auf dem ersten oder auf dem siebenten Ritzel liegt. Bei sieben Gängen ist das durchaus legitim, da man sich bei der Auswahl der richtigen Übersetzung ohnehin irgendwann intuitiv an der Trittfrequenz orientiert. Schalthebel, Anzeige und das Schaltwerk selbst sind von Microshift, folgen aber den Shimano-Standards und haben während der Testfahrt sauber geschaltet. Bei den Ritzeln hinten setzt man dann doch wieder auf Shimano-Qualität, ebenso wie bei den Bremsen; diese sind von den Hebeln über die Leitungen bis hin zu den Scheiben komplett von Shimano.




Montage und Anpassung

Das Rad erreicht uns vormontiert im großen Karton, lediglich die Pedale müssen noch montiert, der Lenker ausgerichtet, sowie dessen Höhe und die des Sattels angepasst werden. Das dazu notwendige Werkzeug liegt der Lieferung bei.
Wie eingangs bereits erwähnt, soll die Rahmenhöhe Körpergrößen zwischen 165 und 190 Zentimetern abdecken, was prinzipiell auch funktionieren mag, dennoch sollte man vorab eine Testfahrt machen, auch wenn man sich weder am oberen noch am unteren Ende der Skala befindet, denn entscheidend ist neben der Beinlänge auch die Länge des Oberkörpers und der Arme, da diese Relationen nun mal nicht bei allen Menschen gleich sind. Zwar kann man mit der Verstellung der Sattel- und Lenkerhöhe einiges ausgleichen, allerdings ist das beim Lenker des Sharp nur in geringem Maße möglich. Hier wäre ein Vorbau mit einstellbarem Neigungswinkel eine sinnvolle Ergänzung. So liegt beispielsweise einer der Testfahrer mit seiner Körperlänge von 198 Zentimetern zwar noch im grünen Bereich, allerdings ist der Sattel nun sehr weit aus dem Rahmen gezogen. So weit, dass der Vorbau, und damit die Lenkerhöhe, nicht mehr nachkommt. Als Resultat ergibt sich dann eine eher sportlich gestreckte Sitzposition, die zwar für wenig Windwiderstand sorgt, aber auf Dauer auch als nicht ganz so komfortabel empfunden wird, wie eine aufrechte Sitzposition.
Wir haben das Rad so weit wie möglich an den jeweiligen Testfahrer angepasst, alle Schrauben überprüft und gegebenenfalls nachgezogen und den fest integrierten Akku für die erste Probefahrt aufgeladen.


Die Testfahrt
Schon vom Start weg, nämlich die kurze, leicht ansteigende Auffahrt hinauf, zeigt sich das BK-GS03 von seiner angenehmen, weil leichten Seite. Locker, leicht und erstaunlich wendig geht es dann weiter, auf der ehemaligen Bahntrasse, die jetzt das Radwegenetz im Ruhrgebiet um viele schöne Kilometer ergänzt. Der Belag ist fest, oft sogar asphaltiert, was die Bereifung des Sharp über ihren geringen Rollwiderstand mit zügiger Beschleunigung quittiert. Die Kettenschaltung reagiert umgehend auf die Daumenschalthebel, die allerdings nicht ganz so ergonomisch geformt sind wie die Pendants von Shimano, woran man sich aber schnell gewöhnt. Die Kassette ist praxisgerecht abgestuft, solange es nicht in die Eifel oder noch höher hinaus geht, und wo das größte Ritzel nicht mehr ausreicht, tut es dann der Motor. Dieser reagiert dank der schlauen Sensoren sobald entsprechender Druck auf die Pedale ausgeübt wird, mit kaum spürbarer Verzögerung, die dem Prinzip des Heckmotors geschuldet ist. Besagte Sensoren sitzen nämlich im Motor, und der Pedaldruck muss ja erst über die Kurbel, die Kette und das Ritzel dorthin gelangen. Der Motor und seine Steuerung sind so fein abgestimmt, dass er sanft aber konsequent und vor allem ohne spürbaren Übergang nachschiebt.

Hier noch ein kleiner Praxis-Tipp zur Abstimmung zwischen Kettenschaltung und Motorunterstützung: Zu Beginn sollte man die niedrigste Unterstützungsstufe wählen. Man orientiert sich, wie beim nichtmotorisierten Rad an der Trittfrequenz, die möglichst angenehm bei der gewählten Geschwindigkeit sein sollte. Demnach weder zu hektisch mit kleinen, noch zu schwerfällig mit zu großen Gängen. Sobald es erforderlich ist, also bei Gegenwind, einer Steigung oder schlicht der Ermüdung der Beine, passt man die Motor-Unterstützung entsprechend an. Wenn es steiler wird, sollte man lieber erst einen Gang runterschalten um im nächsten Schritt eventuell die nächsthöhere Unterstützungsstufe auszuwählen. Wenn es sehr steil wird oder der Gegenwind sehr stark, schaltet man in den nächsten niedrigeren Gang, und erst, wenn der niedrigste Gang erreicht ist, stellt man die Unterstützung auf Maximum. Ziel ist es, mit möglichst schnellem Tritt den Berg hoch zu fahren, denn das sorgt selbst bei niedriger Geschwindigkeit für die beste Fahrstabilität.

Genauso verfahren wir auch am härtesten Anstieg unserer Teststrecke – und sehen, wie der Akku spürbar in die Knie geht. Das ändert sich aber anschließend wieder, und von den etwa 25 Prozent Kapazität, die das Display auf dem Gipfel anzeigt, werden nach wenigen Minuten schon wieder weit über 40, da die Messung jetzt nicht mehr unter Volllast erfolgt. Bis zum Schluss der über 50 Kilometer langen Ausfahrt liegt die Restkapazität immer noch bei beachtlichen 44 Prozent, sodass man theoretisch auf eine Reichweite von knapp unter 100 Kilometern kommt. Allerdings tatsächlich nur theoretisch, deshalb gibt Sharp auch eher vorsichtige 85 Kilometer als maximale Reichweite an. Auch diese hängt natürlich von den Unterstützungsstufen, dem Streckenprofil und vielen anderen Faktoren ab. Gesicherte 60 Kilometer sind aber für die meisten Berufs-Pendler und Ausflüge mehr als genug, und die können wir dem Sharp nach dem Test guten Gewissens bescheinigen.
Fazit
Das Sharp BK-GS03 lässt sich prima zum Pendeln zwischen Arbeit und zu Hause nutzen, man ist flott und wendig unterwegs und hat genug Power, wenn die Strecke nicht ganz so flach ist oder der Wind von vorn drückt. Kleinere Ausflüge sind ebenfalls möglich, wenngleich sich da auf Dauer die Anschaffung eines Gepäckträgers lohnen könnte. Wird es im Fahrradkeller, an der Eisdiele oder bei anderen Rangier- und Schiebeaktionen mal etwas enger, kommt man mit dem relativ leichten Sharp deutlich besser zurecht als mit manchen Konkurrenten, sogar kleinere Stufen verlieren ihre Schrecken.
Sharp BK-GS03
Herstellerangaben
- Rahmen-Material: Aluminium
- Rahmenform: Diamant
- Rahmenhöhe: 53 cm (M für Körpergröße 165 - 190 cm)
- Laufräder: 28" Aluminium Doppelwandfelgen
- Reifen: 28" 700x35C Kenda
- Motor: Huayu 250W, 25km/h, 35 Nm, Heckmotor
- Akku: Fest integrierter Akku mit 280 Wh
- Reichweite gemessen: 56% für 53,9 km mit 380 Höhenmetern, bei 21,0 km/h im Durchschnitt
- Display: IP66 wasserdichtes TFT-Farb-LCD-Display (Sharp Life App)
- Bremsen: Hydraulische Shimano BL-MT200 Scheibenbremsen mit 160 mm Rotoren
- Kurbelarmset: 170 mm Aluminium mit PIONEER-244A-4 3/32 Kettenrad mit 44 Zähnen
- Schaltung: 7-fach Kette 14-28 Zähne (microSHIFT)
- Schalthebel: Shimano AMT200
- Frontlicht: Brio by Spanninga, Standlicht integriert (15 Lux)
- Rücklicht: Pimento by Spanninga, Standlicht integriert (5 cd)
- Sattelstütze: Aluminium, 350 mm lang, 27,2 mm Duchmesser
- Lenker: Lenkerbügel aus Aluminium (Breite 680 mm)
- Vorbau: 100 mm-Vorbau aus Aluminium
- Gewicht: 19,7 kg (inkl. Licht)
- zulässiges Gesamtgewicht: 120 kg
- Preis: 2.399 Euro (UVP)
Vorteile
- Recht geringes Betriebsgewicht
- Exakte Schaltung
- einfache Endmontage
Nachteile
- kein integriertes Bremslicht
Internet-Seite des Herstellers:

