Juice Booster 2 im Test
Das Schweizer Messer zum Laden des E-Autos
Testredakteur: Thomas Johannsen, 27.03.2023, Fotos: Hersteller & Technikzuhause

Das berühmte Schweizer Messer ist kompakt, beinhaltet aber eine Vielzahl von nützlichen Werkzeugen. Neben Messer, Schere und Nagefeile lassen sich stets auch ein Flaschenöffner und ein Korkenzieher aufklappen. Der Juice Booster 2 verfügt zwar nicht über einen integrierten Korkenzieher, das E-Auto lässt sich dafür aber an nahezu jeder Steckdose aufladen. Er lässt sich obendrein ziemlich kompakt in seiner Tragetasche verpacken, sodass er, ebenso wie das Taschenmesser, immer dabei ist, wenn man ihn braucht.

Solide Sache

Der Juice Booster 2 passt zusammen mit den Adaptern in ein Transportcase, zwei Klettstreifen am Boden halten das Case im Kofferrraum an Ort und Stelle

Das Design des Juice Boosters ist indes klug gewählt, quasi in Inline-Bauweise: Aus dem zylindrisch geformten Gerät in der Mitte führt zu beiden Seiten je ein Anschlusskabel heraus. Beide Kabel sind großzügig dimensioniert, da ja auch hohe Ströme transportiert werden sollen. Das Gehäuse des JuiceBoosters ist besonders solide aus Metall gefertigt, er wird an beiden Enden von breiten Stoßkanten geschützt. Die zylindrische Form bietet zudem nur wenig Angriffsfläche, sodass der Booster selbst dann in Form bleibt, sollte man mal unbeabsichtigt mit dem Auto drüber rollen. Der Hersteller gibt eine Überfahrsicherheit bis zu drei Tonnen, bzw. 3000 Kilo an. Dann kann es zwar vorkommen, dass die Stoßkanten bersten, das soll jedoch die Funktionsweise des Juice Boosters nicht einschränken. Da gehört die Fallsicherheit aus einer Höhe von einem Meter fast schon zur Kür, ebenso wie die Zertifizierung nach Schutzklasse IP67, nach der das Gehäuse auch gegen kurzzeitiges Untertauchen gefeit ist. Die Betriebstemperatur liegt zwischen -30 und +50 Grad Celsius, damit können Sie den Juice Booster 2 selbst unter extremen Witterungsbedingungen noch betreiben. Auch wenn wir nicht sämtliche Belastungstests bis ans Limit ausgelotet haben, ist es dennoch gut zu wissen, dass man mit dem Juice Booster nicht nur in der warmen, trockenen Garage laden kann.

Anschluss gefunden Dank Juice-Connector-Stecksystem

Die Kontakte des Juice Connector sind supersolide und rasten sicher ein
Unser Testmuster beinhaltet außer dem Juice Booster noch diverse Adapter, optional ist sogar ein zweiter Typ 2 Stecker dabei, zum Anschluss an die meisten städtischen Wallboxen

Nun aber zu den Anschlüssen der beiden Kabelenden, die aus dem grundsoliden Gehäuse herausführen. Der Ausgang ist mit dem üblichen Typ 2 Stecker versehen, der in die meisten Elektro-Autos passt.

Die Zuleitung zum Juice Booster mündet in den sogenannten Juice Connector, der patentierten Steckverbindung, die automatisch über 30 verschiedene Adapter erkennt. Diese Adapter können separat erworben werden, bzw. gehören teilweise zur Grundausstattung des jeweiligen Sets. So beinhaltet das German Basic Set neben dem roten CEE-Adapter (16 Ampere) auch einen Adapter für die Schuko-Steckdose. Darüber hinaus gibt es auch ein spezielles UK-Set, zum Laden in Groß Britannien, ein Set für die Schweiz, oder eines für Italien. Mit dem kompletten EU-Set sollten Sie in ganz Europa keine Anschlussprobleme haben. Ein Adapter erlaubt das einphasige Laden auf Campingplätzen und ähnlichen Einrichtungen. Außerdem lässt sich auch ein zweiter Typ 2 Stecker anstöpseln, sodass Sie den Juice Booster auch an der städtischen Ladesäule nutzen können, die haben nämlich meist kein Kabel sondern nur eine Typ 2 Buchse. Das extra Typ 2 Kabel, das den meisten Fahrzeugen beiliegt, kann dann getrost zuhause bleiben. Die Adapter können einzeln für je 95 Euro erworben werden.

Der Juice Booster 2 als Wallbox

Zum reichhaltigen Zubehörprogramm von Juice Technology gehört unter anderem eine praktische Wandhalterung, mit der Sie den Juice Booster 2 praktisch in der Garage oder im Carport an der Wand befestigen können. Der JuiceBooster kann einfach in die Halterung eingesetzt und bei Bedarf gesichert werden. Eine Befestigung für den Typ 2 Stecker ist vorhanden, eventuell braucht´s noch eine separate Kabelhalterung. Er wird dann nur noch an eine dort vorhandene CEE- oder Schuko-Steckdose angeschlossen und fertig ist die Wallbox. Das Praktische an dieser Variante ist, dass sie jederzeit aus dem Halter genommen, mitsamt der Adapter in der Tasche verstaut, und ins Auto gepackt werden kann, um unterwegs mobil laden zu können. Diese Halterung gibt es in diversen Farben und Designs, abschließbar und mit zusätzlicher Kabelführung, inklusive Montagematerial zu Preisen ab 95 Euro. Da die Zuleitung zum Juice Booster nach wie vor gesteckt und nicht fest angeschlossen wird, handelt es sich immer noch um ein mobiles Gerät, und ist somit in Deutschland nicht förderfähig, und das auch nie gewesen. Allerdings werden aktuell auch feste Wallboxen nicht mehr gefördert. Ganz gleich, ob und wie die Förderung wieder aufgelegt wird, der Juice Booster 2 hat gegenüber einer echten Festinstallation diverse Vorteile auf seiner Seite.

Die Wandhalterung ist inklusive Befestigungsmaterial optional erhältlich
An der Wandhalterung gibt der Juice Booster auch eine veritable Wallbox ab

Einfachste Bedienung

Auf dem JuiceBooster gibt es mehrere LED-Ketten und eine einzige Taste. Diese Multifunktionstaste reicht zur Bedienung vollkommen aus, da das Gerät, wie bereits erwähnt, die wichtigsten Parameter automatisch erkennt und sich entsprechend darauf einstellt. Fürs Laden stehen insgesamt vier Modi zur Verfügung; Standard, UK/FR, Norway und Earth off.

Sämtliche Einstellungen des Juice Boosters 2 werden mit der Multifunktionstaste vorgenommen, auch der Ladestrom lässt sich bei Bedarf so begrenzen
An der Schuko-Steckdose lädt der Juice Booster mit maximal 3 kW, dabei erkennt er automatisch den maximal verfügbaren Ladestrom
Bei einphasigem Laden werden 2,7 kW geliefert, die Ladezeit beträgt dann weit über 20 Stunden

Unser Testmuster stand ab Werk im Standard-Modus, die Modi UK/FR stehen für Großbritannien und Frankeich, der Modus Norway für Norwegen, und der Earth off Modus kommt zum Einsatz, wenn man beispielsweise ein Fremdfahrzeug oder einen Generator zum Laden nutzen muss, dort gibt es nämlich keine sogenannte Schutz-Erdung.

Wir kommen bei unserem Test mit dem Standardmodus hin, andernfalls kann der Modus mit Hilfe der Multitaste eingestellt werden, solange die gelbe Modus-LED blinkt. Das Gerät erkennt am angesteckten Adapter, ob ein- oder dreiphasig geladen wird und zeigt nach Anschluss an die Steckdose den maximalen Ladestrom an. An der Schuko-Steckdose zeigt die grüne LED-Kette maximal 13 Ampere an. Zwar liefern die meisten Schuko-Steckdosen tatsächlich 16 Ampere, das allerdings nur für einen ganz kurzen Moment. Bei einer dauerhaft hohen Belastung würde sich die Steckdose erhitzen und Schaden nehmen, wen nicht vorher die entsprechende Sicherung anspricht. Aus diesem Grund begrenzt der Juice Booster 2 den maximalen Ladestrom automatisch. Sollten Sie dennoch Zweifel an der Leistungsfähigkeit der Steckdose oder deren Zuleitung haben, können Sie den Ladestrom zu Beginn der Ladung mit der Multitaste weiter begrenzen, auf 10, 8 oder gar 6 Ampere. Entsprechend lange Dauert dann zwar der Ladevorgang, man ist aber auf der sicheren Seite. Bei unserem Test war die Ladedauer mit einer Phase und 13 Ampere weit über 20 Stunden. Den laufenden Ladevorgang zeigt die durchlaufende orangefarbene LED-Kette an.

Schnelles Laden mit maximal 22 kW

An der roten dreiphasigen CEE-Steckdose kann der Juice Booster 2 den Kona mit bis zu 11 kW laden
Das Display des Hyundai Kona electric zeigt neben der Ladeleistung von 10,2 auch die noch benötigten sieben Stunden Ladezeit an

Das geht natürlich auch schneller, der Juice Booster ist immerhin für eine Ladeleistung von 22 kW ausgelegt. Dafür ist erstmal ein dreiphasiger Anschluss nötig, der muss dann allerdings auch noch 32 Ampere je Phase liefern können. Derartig hohe Anschlussleistungen sind jedoch hauptsächlich bei Industrieanlagen üblich. In der heimischen Garage oder als Außensteckdose kommen die kleineren, bis 16 Ampere belastbaren Steckdosen zum Einsatz. Das hat zudem den Vorteil, dass der Betrieb eines E-Autos hier beim Netzbetreiber nur gemeldet werden muss, es ist keine Genehmigung erforderlich, bei einem 22 kW-Anschluss muss dagegen erst eine Genehmigung erfolgen. Darüber hinaus macht unser Testwagen der Hyundai Kona electric ohnehin bei einer Ladeleistung von 11 kW dicht, wie die meisten anderen auch.

Bei dreiphasigem Laden zeigt das Gerät nach dem Anschluss einen maximalen Ladestrom von satten 16 Ampere an. Ein Vorteil, den die rote CEE-Steckdose der Schuko-Steckdose voraus hat; sie kann tatsächlich dauerhaft einen Ladestrom von 16 Ampere zur Verfügung stellen, ohne übermäßig warm zu werden. Dennoch lässt sich auch hier der Ladestrom auf 13, 10, 8 oder 6 Ampere begrenzen. Diese Vorsichtsmaßnahme empfiehlt sich immer dann, wenn man sich zum Laden in unbekannten Gefilden bewegt. Das ist bei unserem Test natürlich nicht der Fall, sodass wir uns die volle Leistung gönnen, sodass der Kona nach gut sieben Stunden wieder voll aufgeladen ist. Während dieser Zeit läuft zur Kontrolle wieder die orangefarbene LED-Kette.

Fazit

Die Schweizer haben es raus: Der Juice Booster lädt das E-Auto quasi an jeder Steckdose, und in jeder Lebenslage. Dank intelligenter Elektronik versorgt der Juice Booster 2 das Fahrzeug stets mit dem maximal möglichen Ladestrom, er ist unter allen Witterungsbedingungen einsetzbar und steckt selbst ein Überrollen mit dem Fahrzeug klaglos weg. Um es kurz zu sagen – hat man den Juice Booster 2 dabei, kann man quasi an jeder Ecke laden und selbst auf langen Reisen fällt der Blick auf die Restkapazität des Akkus deutlich entspannter aus.