Pillen gegen den Klimawandel:
Verzichten ohne zu verzichten
Ein Erfahrungsbericht von Florian Weidhase, 26.3.2021, Fotos: Hersteller

Sind wir mal ganz ehrlich: wir wollen (hoffentlich) alle den nächsten Generationen einen wenigstens noch reparierbaren Planeten hinterlassen. Aber verzichten? Ui, damit tun wir uns seit jeher schwer. Aber wie wäre es, wenn wir verzichten könnten ohne zu verzichten?

Wir stellen heute Alternativen vor, die das Klima schonen, auf Plastik ums und im Produkt verzichten, auf Dauer kaum mehr kosten und dabei auch noch Spaß machen. Geht nicht? Klar geht das!

Klimakiller Wasser

Ok, jetzt soll auch noch das Wasser schuld sein? Nun ja, nicht das Wasser als solches, sondern Wasser, das wir sinnlos transportieren. Ich spreche vom Wasser in der Zahnpasta, in der Handseife und im Duschgel. Damit wäre ich auch schon bei meinen drei Produkten, die alle der Verzicht auf Einwegplastik und unnötiges Wasser sowie die Darreichungsform als Konzentrat eint.

Pille für saubere Zähne

Die Glasflasche im coolen Retrostyle ist nicht nur ein Hingucker im Bad, sondern schützt die Smyle-Tabletten auch vor Feuchtigkeit. Die Nachfüllpäckchen sind aus Papier. Eine Geschmacksrichtung kann man nicht wählen, Smyle schmeckt nicht sonderlich scharf nach Minze

Es ist anfänglich ungewohnt, funktioniert aber einwandfrei: Statt sich wie eh und je Zahnpasta auf die Bürste zu laden, zerkaut man eine Pille und bürstet mit einer nassen Zahnbürste. Smyle heißt das Produkt aus den Niederlanden, das Schluss mit Plastiktuben und Verschwendung macht. Die meisten Menschen nutzen nämlich deutlich mehr Zahnpasta als nötig. Obendrein bleibt stets ein hartnäckiger Rest in der Tube. Den Alltagstest in meiner Familie hat Smyle mit Bravour bestanden. Die Glasflasche schaut cool aus und es ist eine insgesamt saubere Sache – verkrustete Zahnpastareste im Waschbecken gibt’s bei uns nur noch von der Kleinsten (5), der die Tabs noch zu Minz-scharf schmecken. Die 9-jährige hingegen ist Feuer und Flamme. Anfänglich muss man sich ein wenig daran gewöhnen, dass es im Mund nicht zugeht wie auf einer Schaumparty auf Malle, Smyle schäumt nur leicht und man hat „weniger im Mund“ – der Reinigungswirkung tut das keinen Abbruch. Zusätzlich sorgt die eher flüssige Konsistenz dafür, dass die oben erwähnten Zahnpastareste im Waschbecken ausbleiben. Nicht unerwähnt bleiben sollte ein leichter Nachgeschmack, an den man sich jedoch sehr schnell gewöhnt.

Fazit

Tut was es soll, vermeidet Plastik und Verschwendung durch Überdosierung und nicht verwertbare Reste in der Tube. Selbst wer auf Vorrat kauft (5 Packungen, 625 Tabs, reichen knapp ein Jahr für zwei Personen), kommt auf einen Preis von knapp drei Euro pro Monat und Person.

Pille für saubere Hände

Seifenbrause kommt ohne Plastik aus und ist in verschiedenen Düften, aber auch ohne Parfüm erhältlich. 100ml Wasser einfüllen, Tab rein, ein paar Minuten offen stehen lassen – fertig. Was bleibt ist herrlich weicher Seifenschaum und sehr wenig Papiermüll

Wir waschen uns derzeit öfter die Hände, als je zuvor. Und auch hierfür gibt es eine Tab-Lösung, ich habe Sause von seifenbrause.de probiert. Hier kauft man als Starterset einen hochwertigen Spender aus Glas (meine Wahl) oder recyceltem PET und einige Tabs. Die Anwendung ist denkbar einfach: Spender mit 100 ml Leitungswasser füllen, ein Tab dazu, fertig. Flüssigseife aus dem Supermarkt kostet irgendwo zwischen drei und fünf Euro pro Liter, bei seifenbrause.de sind es beim Kauf von 30 Tabs 20 Euro, also landet man auch hier bei einem vergleichsweise hohen Preis von knapp sieben Euro pro Liter. Meiner Familie gefällt die Seifenbrause sehr gut. Anfänglich wundert man sich ein wenig, weil das Produkt weniger stark schäumt und man daher auch zu viel nimmt. Es reicht jedoch ein Pumpenhub für saubere und gepflegte Hände. Auch beim pandemiebedingt häufigeren Händewaschen sind selbst die empfindlichen Hände meiner jüngsten Tochter nicht trocken geworden.

Fazit

Einfache Anwendung, gutes Ergebnis und keine trockenen Hände sprechen für das plastikfreie Händewaschen. Leider kostet auch hier der Idealismus einen kleinen, für uns aber verschmerzbaren Aufpreis.

Keine Pille, macht aber auch sauber, und zwar dich

Die Duschbrocken hören auf die Namen Maxi Minz, Frida Früchtchen und Carlos Cocos. Die optional erhältliche Dose (Mitte) hört auf den Namen Fairpackung, weil sie sich zwar wie Plastik anfühlt, aber aus nachwachsenden Rohstoffen besteht

Duschbrocken? Auch ich habe als erstes gedacht: früher hieß das Seife. Die älteren unter uns erinnern sich an Zeiten vor flüssigem Duschgel. Dennoch ist der Duschbrocken anders. Er macht einen sehr angenehm weichen Schaum und ist für Körper und Haare geeignet. Die kantige Form sieht nicht nur apart aus, sondern lässt sich auch gut halten. Meine Familie liebt die verschiedenen Brocken, die Kinder feiern natürlich, dass jeder Brocken einen eigenen Namen hat: Frida Früchtchen, Carolos Cocos und Maxi Minz haben im Frühjahr 2021 Gesellschaft von Toni Zitroni bekommen. Aber auch die Erwachsenen sind zufrieden. Mir gefällt die besonders hohe Ergiebigkeit, der sehr angenehme Duft und das gute Gefühl beim und nach dem Duschen. Die Hersteller geben einen Richtwert von 40 Duschen pro Brocken an. Dieser Wert ist nach unseren bisherigen Erfahrungen sehr zurückhaltend. Nach einem Monat täglicher Benutzung hat mein Brocken höchstens die Hälfte eingebüßt.

Fazit

Von allen bisher probierten Alternativen überzeugt mich der Duschbrocken am meisten. Warum? Duschen macht richtig Spaß mit dem Brocken, ich mag den Duft und die Tatsache, dass das ganze Bad danach riecht. Er ist wirklich sehr ergiebig. Okay, hin und wieder flutscht er aus der Hand und bekommt vielleicht mal eine Delle. Damit kann ich gut leben.

Viele kleine Schritte

Die hier aufgezeigten Alternativen zeigen, dass es auch anders geht. Ohne Plastik, ohne Tierversuche, ohne tierische Inhaltsstoffe. Selbstverständlich rette ich durch diese Produkte nicht im Alleingang das Weltklima. Aber jeder Beitrag hilft. Es sind die Start-Ups, die dank des Vertriebswegs Internet und frischer Ideen den großen Konzernen zeigen, dass es auch anders geht. Die Preise werden mit steigender Akzeptanz und höherem Volumen sinken und die Müllberge weiter schrumpfen. Und es werden mehr Produkte kommen.

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