Nicht nur professionelle Schreiner wissen Oberfräsen zu schätzen und haben meistens gleich mehrere Maschinen aus dieser Werkzeugklasse in unterschiedlichen Leistungsstufen im Sortiment. Denn sowohl zur perfekten Kantenbearbeitung wie Abrunden oder Anfasen der Holzkanten, dem Anbringen der unterschiedlichsten Profile an Brettern. Platten und Leisten bis hin zum Erstellen von Nuten – die Oberfräse ist DAS Universalwerkzeug für alle ambitionierten Holzwerker. Abgesehen von den verschiedenen Leistungsklassen (und Größe) der Oberfräsen von etwa 250 Watt bis 1.600 Watt lassen sich zwei Maschinenkonzepte festmachen. Zum einen gibt es beidhändig geführte, meist stärkere Maschinen für das Erstellen von Nuten oder Ausfräsen von Öffnungen wie z.B. Ausschnitte in der Küchenarbeitsplatte, zum anderen eignen sich kleinere, einhandgeführte Maschinen perfekt zum Bearbeiten von Werkstückkanten.
Unser Testmuster TP-PRO 18 Set Li BL-Solo von Einhell vereint beide Konzepte in einer Maschine, denn der eigentlich Fräsmotor samt Werkzeugaufnahme lässt sich sowohl in einen Einhand-Kantenfräser-Einsatz montieren als auch in einen klassischen Zweihand-Fräskorb einbauen. Einhell bietet dieses „Akku-Fräspaket“ mit beiden Fräskörben und enorm reichhaltigen Zubehör als Set zum Preis von rund 200 Euro an, lediglich ein Akku und Ladegerät müssen separat erworben werden.

Wie die etwas sperrige Typenbezeichnung des Fräs-Sets erkennen lässt, handelt es sich hier um ein Akku-Werkzeug für die allseits bekannten 18 Volt Akkus aus der Einhell Power X-Change Serie. „Solo“ bedeutet, das der Käufer nur die Maschine samt Zubehör erhält und einen Akku bzw. Ladegerät separat ab ca. 40 Euro erwerben kann. Der Vorteil: besitzt man bereits Akku-Geräte von Einhell, können deren Akkus bei allen Geräten der Power X-Change Serie verwendet werden. Man spart sich also den Kauf weiterer Akkus. Wir haben die Einhell Akku-Oberfräse als Set zum Test geordert, es sind daher zwei Fräskörbe im Lieferumfang, auch eine praktische Transportasche, sowie zwei Spanabsaug-Stutzen, zwei Fräser-Spannhülsen, Parallelanschlag und eine Kantenfräs-Einrichtung sind ebenfalls im Paket. Einhell bietet die TP-PRO 18 auch als reine Kantenfräse und als reine Oberfräse zu noch etwas günstigerem Preis an (bitte daher beim Kauf genau auf die Artikelnummer 4350410 achten). Wir denken jedoch, dass genau dieses Komplett-Set perfekt für Hobby-Holzwerker geeignet ist und praktisch alle Anwendungsgebiete einer Oberfräse abdecken kann. Ob sich die Einhell-Fräse trotz günstigem Preis in der Praxis bewähren kann, haben wir ausgiebig in unserer Holzwerkstatt überprüft.

Wie bei jeder Oberfräse ist auch bei der Einhell TP-PRO 18 der Motor das Kernstück des Werkzeugs, hier dreht sich ein bürstenloser 18 Volt Gleichstrommotor mit bis zu 30.000 Umdrehungen pro Minute (regelbar) und treibt so die jeweils eingebauten Fräser an. Zwei mitgelieferte Spannzangen können handelsübliche Fräser mit Durchmessern von 6 oder 8 Millimetern aufnehmen und werden mittels Maulschlüssel und Arretierung an der Maschine befestigt. Der Motor mit 65mm Standard-Durchmesser lässt sich nun in einen der beiden Fräskörbe einsetzen, je nach Anwendung stehen bei dem Einhell-Paket ein Einhand-Kantenfräskorb oder der Zweihand-Standardkorb zur Verfügung. Für beide Körbe hat Einhell jeweils einen passenden Adapter für effektive Spanabsaugung beigelegt, die sich schnell und einfach montieren lassen. Für die stufenlose Einstellung der Frästiefe gibt es bei der Kantenfräskorb eine Rändelschraube, der Zweihand-Fräskorb verfügt über die übliche Spindel-Feinjustierung und einen Dreifach-Revolver-Anschlag für wiederholgenaue, mehrstufige Fräsungen. Soweit ist alles „normal“ und quasi Standard bei Oberfräsen. Insgesamt macht der Fräsmotor und die beiden Fräskörbe aus Metall einen soliden und hochwertigen Eindruck. Allerdings ist der beigelegte Parallanschlag ein wenig wackelig und leider schwer einzustellen, wenn es um absolute Präzision beim Fräsen von Nuten geht. Der dem Set beigelegte Kantenfräser-Anschlag samt Anlaufrolle macht da schon einen besseren Eindruck.

Nach dem Andocken eines vollgeladenen 4Ah Akkus kann´s direkt losgehen. Wir starten den Praxistest mit dem handlichen Kantenfräskorb und bestücken den Einhell-Fräsmotor mit einem Halbrund-Fräser mit 6 mm Schaft. Für das genaue Einstellen der Frästiefe ist jedoch ein wenig Geduld und Feingefühl erforderlich, ein Probeschnitt an einem Reststück ist wie immer empfehlenswert. Unser Abrund-Fräser hat bereits einen integrierten Anlaufring für das „Abfahren“ der Werkzeugkante, so dass wir den mitgelieferten Kantenfräse-Anschlag (mit verstellbarer Anlaufrolle) diesmal nicht benötigen. Werden Fräser ohne Anlaufring verwendet, ist dieser Anschlag jedoch zwingend nötig, um Werkstückkanten präzise „abfahren“ zu können. Mit einer maximalen Drehzahl von 30.000 Umdrehungen haben wir sowohl an Weichholz (Fichte) als auch Hartholz (Eiche) und einer 21mm starken Buche-Mehrschichtplatte eine saubere Abrundung anbringen können. Die Leistung und Drehzahl der Einhell Ober-/-Kantenfräse reicht hierzu absolut aus. Auch das Arbeitsergebnis überzeugt auf ganzer Linie. Während der Arbeit liegt die Fräse gut in der Hand, Ein- bzw. Ausschalter lasen sich gut erreichen. Auch zeigt sich beim Fräsen der Vorteil eines Akku-Werkzeuges, denn kein Netzkabel hängt störend im Weg oder beschränkt den Aktionsradius. Ebenfalls lobenswert ist das kleine LED-Licht der Fräse, welches den Arbeitsbereich nochmals zusätzlich ausleuchtet.

Der zum Set gehörende „große“ Fräskorb für beidhändiges Führen erlaubt das Erstellen von Nuten oder Falzen in einem Brett oder das freihändige Fräsen sowie das Formfräsen mit Schablonen. Hierbei lässt sich der Fräsmotor samt Korb auf einer doppelten Rohrführung Auf- und Abbewegen – so kann der Fräser senkrecht ins Werkstück eintauchen bzw. wieder herausgenommen werden. Eine klassische Spindel-Justierung plus Revolver-Anschlag erlauben das wiederholgenaue Einstellen der Frästiefe bis auf den 10tel Millimeter. Per Daumenbewegung lässt sich der abgesenkte Fräskorb auf der eingestellten Tiefe arretieren und auch wieder lösen. Allerdings wollte bei unserem erstem Fräsversuch der Korb nicht freiwillig wieder nach oben gleiten. Nach einigen Versuchen stellte sich heraus, dass die etwas stramm angezogene Fräsmotor-Befestigungsschraube den gesamten Fräskorb ganz leicht verbiegt und daher auf der Rohrführung verkantet. Wird diese Schraube nur „handwarm“ angezogen, passt es besser und alles funktioniert prima, Schade, denn dieser kleine Mangel führt zu leichten Abzügen bei der ansonsten sehr guten Verarbeitungsnote. Wer Formen mittels Schablonen fräsen möchte, kann dies besonders einfach mit einem Kopierring erledigen. Im Prinzip ist dies eine Hülse, die rund um den Fräser übersteht und an einer Schablone entlang geführt werden kann. Bei dem Einhell-Set liegt eine Kopierhülse bei, die einfach in die Bodenplatte des Fräskorbes eingelegt werden kann. Allerdings wollte unsere Hülse partout nicht in die dafür vorgesehen Aussparung passen. Wir mussten den Lack an der Hülsenkante etwas abfeilen, um deren Durchmesser um ca. 1/10 Millimeter zu verringern. Zwar passt die Hülse nun in die Fräse, ihr Loch war aber leider nicht zentriert zum Fräser. Kurz und gut: mit der beigelegten Kopierhülse konnten wir nicht präzise arbeiten, hier sollte der Heimwerker ein paar Euro in bessere Kopierhülsen von Drittanbietern investieren. Die gute Nachricht: Mit einem 8 mm Nutfräser konnten wir in allen Holzsorten problemlos saubere Nuten fräsen. Bei 10 mm Nut-Tiefe haben wir dies natürlich nicht in einem einzigen Durchgang probiert, sondern in drei Durchgängen mit schrittweise erhöhter Frästiefe erledigt.