Im Test: Roborock S7 MaxV Ultra
Roboter-Putzteufel mit Maximal-Komfort gesucht
Testredakteur: Florian Weidhase, 12.05.2022, Fotos: Roborock, Technikzuhause

Mein Verhältnis zu automatisierten Bodenputzhilfen ist ambivalent. Wisch-Saugroboter gibt es seit Jahren und sie werden immer besser. „Immer besser“ ist jedoch relativ und heißt nicht zwangsläufig auch „sehr gut“. Alle bisherigen Modelle in meinem Haus erforderten einfach zu viel Aufwand meinerseits, sodass sie mein Leben unterm Strich nicht wirklich vereinfacht haben. Roborock will das mit dem S7 MaxV Ultra ändern. Ich bin skeptisch, aber neugierig …

Zwei Erwachsene und zwei Kinder machen jede Menge Dreck. In ähnlicher Testumgebung plus zwei Katzen musste sich der Roborock S7 MaxV Ultra bewähren (Foto: Roborock)

Aktueller Status Quo in puncto automatisierter Bodenreinigung ist bei mir ein älteres Modell, das einmal die Woche das Büro durchkehrt. Wischen kann er theoretisch auch, mir kam das aber eher wie „feuchten Lappen durch’s Büro ziehen“ vor und erforderte, dass ich mich noch mehr kümmere. Also habe ich diese Funktion nie richtig genutzt. In der Praxis räume ich alle Hindernisse im Raum von der einen auf die andere Seite. Dann ziehe ich in der App manuell einen Rahmen auf der Karte meines Büros, damit der kleine Saugdiskus die nunmehr leere Seite reinigt. Nach getaner Arbeit wiederhole ich das Spielchen: alles auf die andere Seite räumen, manuell den Bereich festlegen und den Saugschergen losschicken.

Der alte nervt!

Eine Schönheit ist das Dock mit seinen unverkleideten Behältern nicht, dafür sind die Behälter (v.l.n.r.: Schmutzwasser, Frischwasser, Staub) jederzeit griffbereit (Foto: Roborock)

Es nervt einfach, die Kartenbereiche nicht speichern zu können. Die Nachfolgegeneration kann es, was auch nervt, weil es ja nur Software ist und somit umsetzbar wäre. Es nervt, alle potenziellen Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Und es nervt zu sehen, wie sich der Roboter an den immer gleichen Stellen abmüht. So will er stets die flachen Füße des Schreibtisches erklimmen, statt einfach sauber drum herum zu saugen. Unterm Strich wäre es nur marginal anstrengender, selbst den Akkustaubsauger zu schwingen. Eigentlich könnte der Roboter voll automatisch regelmäßig seine Dienste erbringen. Aber mal unter uns: dafür vertraue ich dem Ding nicht genug. Gerade als ich genug vom Saugroboter genervt war, um selbigen gegen einen Akkustaubsauger zu tauschen, fühle ich mich in Kindheitstage versetzt. Wie eins Schlemihl in der Sesamstraße raunt mir Roborock ins Ohr: „Pssst … willst du einen Roboter, der alle deine Probleme löst? Einen, der saugt, wischt, sich selbst reinigt und sogar den Wassertank nachfüllt? Einer, für den du nicht aufräumen musst?“ Natürlich will ich! Da wären wir wieder bei der Ambivalenz. Ich will es, nur glaube ich noch nicht so recht dran. Zum Glück muss man nicht glauben, wenn man testen kann. Somit Bühne frei für den S7 MaxV Ultra von Roborock.

Erster Eindruck & Einrichtung

Im Idealfall steht das Dock möglichst zentral in der zu reinigenden Etage, sodass der Reinigungs-Recke nur kurze Wege zurücklegen muss (Foto: Roborock)

In Wahrheit handelt es sich beim S7 MaxV Ultra um ein Gebinde aus dem Saug-Wischroboter S7 MaxV und dem ebenso sperrig wie treffend benannten Empty Wash Fill Dock. Diesem Umstand verdanken Käufer:innen das zusätzliche Ladedock aus dem Lieferumfang des Roboters – ideal für eine zweite Etage. Beide Produkte erreichen mich in einer sinnvollen Verpackung, die keine Rätsel aufgibt. So ist alles nach wenigen Minuten ausgepackt und anschlussbereit. Flugs die App installiert und gestartet. Im erfreulich knappen Einrichtungsprozess lernen sich App und Roboter über einen QR-Code kennen, den man dem elektronischen Auge der Putzhilfe zeigt. Und dann geht’s auch schon los. An diesem Punkt hätte ich mir ein ausführlicheres Tutorial gewünscht, denn es gibt enorm viele Funktionen, die einem harmonischen Roboter-Mensch-Verhältnis zuträglich sind. Ich kann nur empfehlen, die zahlreichen Menüs zu durchstöbern. Immerhin werden die Grundlagen gut erklärt und abgefragt, sodass der fahrende Diskus alsbald auf erste Erkundungstour startet. An dieser Stelle habe ich schon fast trotzig die Herstellerhinweise ignoriert und nicht aufgeräumt. Das ist für die erste Fahrt vielleicht nicht clever, aber hey, das ist hier ein Test und ich will einen Roboter, der mir mehr Arbeit abnimmt, als er mir neue beschert.

Jungfernfahrt: die große Erkundungstour

Bestens ausgerüstet mit Kamera, Laser (Lidar), Stirnlampe und Berührungssensoren schaut sich der S7 MaxV in seiner neuen Wirkungsstätte um und erstellt eine erfreulich präzise Karte. Möbel und Hindernisse erkennt der Diskus zuverlässig, besteht nur bei niedrigen Hindernissen darauf, diese mit aller Gewalt zu überwinden – das scheint so ein Ding bei Saugrobotern zu sein. Das tut er auch nach der ersten Tour, konnte sich jedoch bis auf ein einziges Mal aus eigener Kraft befreien. Lernt man seinen Roboter besser kennen, lassen sich problematische Stellen ganz einfach „entschärfen“. Hierbei helfen zum einen die sehr gute Kartenfunktion, zum anderen die Möglichkeit, live mitzufahren. Temporären Hindernissen weicht der S7 maxV sehr gut aus, lediglich ein dünnes Ladekabel hat mal im Raum herumgeschoben, aber immerhin nicht „gefressen“ – bei Haarklammern der Töchter war er weniger gnädig.

Kapert man per App die Kamerasicht des Roboters, kann man unter anderem mal einen Blick unter den Schrank wagen

Mit den Augen eines Roboters

Über die App fahr ich beim Roborock S7 MaxV virtuell mit und verfolge die Reinigung über die integrierte Frontkamera live, in Farbe und HD. Es ist gar möglich, den Roboter manuell zu steuern und einen Videoanruf zu starten. Ob man wirklich jemals mit jemandem sprechen will, sei mal dahingestellt. Es ist jedoch nicht (nur) die Spielerei, für die man diese Funktion anfänglich vielleicht halten will. Fährt man nämlich ein paar mal mit, begreift man schnell die Putz- und Fahrlogik des Roboters und erkennt Stellen, an denen er sich schwer tut. So war nach dem ersten und im gesamten Test einzigen Feststecken schnell klar, dass zwei zu nah beieinander stehende Schwingstühle das Problem waren. Hier hat es gereicht, einen Stuhl wenige Zentimeter zu verrücken.

Bearbeiten kann man die Karte nur, wenn der Roboter grad nicht aktiv ist. Sinnvolle Funktionen sind hier leicht zugänglich umgesetzt
Mit Kamera- (oben) und Kartenansicht (unten) lässt sich die Roboterfahrt perfekt verfolgen. Gut zu sehen: Erst bei Ankunft im zu reinigenden Zimmer wurde der Mopp gesenkt (durchgezogene Linie)
Während der Reinigung zeigt die App die Position des Roboters, den bereits gefahrenen Bereich sowie erkannte Hindernisse in Echtzeit an

Karten-Profi

Das digitale Abbild der Wohnung ist Kernelement der Roborock-App. Neubesitzer tun gut daran, die Karte zu bearbeiten und so das Reinigungsergebnis zu optimieren. Beispielsweise kann es durchaus sinnvoll sein, große Räume zu teilen, um für eine gründliche Reinigung die Stühle vom Tisch zu rücken und im anderen (freilich nur virtuellen) Raum abzustellen. Sperrzonen sind praktisch, um die Futterplätze von Haustieren und alle anderen unerwünschten Bereiche von der Reinigung auszuschließen. Auf jeden Fall empfiehlt es sich, die korrekten Bodentypen in der Karte zu hinterlegen. Wer neben Hartböden auch Teppiche sein eigen nennt, kann global einstellen, wie der Roboter mit dem weichen Untergrund umgehen soll. So lupft er lediglich den Wischmop an, geht mit stärkerer Saugkraft zu Werke oder ignoriert im Fall vom Dinner-for-One-Gedächtnis-Tigerfell oder einem buschigen Flokati die Fläche komplett. Für Räume, die von der Basisstation nicht erreichbar sind – ob auf einer anderen Etage oder durch eine für den Roboter unüberwindbare Schwelle getrennt – lassen sich zusätzliche Karten anlegen. Soll in diesen abgelegenen Zonen geputzt werden, muss der intelligente Helfer regelrecht zur Arbeit getragen werden – Treppensteigen gehört leider noch nicht zum ansonsten beachtlichen Funktionsumfang. Zurück zur Karte: Sie ist intuitiv zu bedienen, wird zuverlässig und erstaunlich präzise erstellt und bietet nützliche Funktionen. Im Putzbetrieb wird die gefahrene Strecke genau dokumentiert, Hindernisse werden erkannt, kategorisiert, auf der Karte vermerkt und auf Wunsch sogar als Foto in der App gespeichert.

Damit der Roboter nachhaltig seine Dienste tut, zeigt die App den Zustand der Verschleißteile an
An Hindernissen navigiert der Roboter erfreulich zielsicher vorbei. Bei freier Fahrt wird der Boden in akkuraten Bahnen gewischt
Die ausgefransten, unvollständigen Kartenteile entstehen bei bodentiefen Fenstern und Türen und zeigt Flächen die der Roboter „sieht“, aber nicht erreichen kann

Putzen nach Plan

Igitt! Der Inhalt des Schmutzwassertanks zeigt eindrucksvoll, wie viel Schmutz der Roboter aufnimmt

Saug-Wischroboter punkten nicht durch eine einmalige, gründliche Reinigung, sondern erzielen durch regelmäßiges Putzen einen sehr hohen Grad an Sauberkeit. Damit das auch passiert, legt man sich automatische Pläne an. Ihr Leben passt nicht zu einem fixen Zeitplan? Meins auch nicht. Daran hat Roborock zum Glück gedacht und erlaubt das Speichern von im wahrsten Wortsinn „zeitlosen“ Programmen, die auf Knopfdruck starten. Unser Lieblingsprogramm ist „Intensivreinigung Küche“, mit dem wir die oft umfangreichen Verschmutzungen nach Familienmahlzeiten flugs beseitigen lassen. Selbstverständlich können Sie den Roboter jederzeit manuell zur Arbeit rufen, um alle Flächen, ein oder mehrere Zimmer oder eine individuell ausgewählte Zone zu reinigen – auf Wunsch sogar per Alexa-Sprachbefehl.

Basis der Sauberkeit

Die vierbeinigen Mitbewohner sind skeptisch, haben sich aber nach wenigen Tagen an die neue Putzkraft gewöhnt

Die Basisstation Empty Wash Fill Dock ist für mich der absolute Gamechanger, reduziert sie doch meine Aufgaben auf ein absolutes Minimum. Statt am Boden krauchend winzige Wassertanks und Staubbehälter zu füllen oder leeren, wird hier absolut alles in der Station erledigt und ich muss nur alle paar Tage Frischwasser nachfüllen und Schmutzwasser entleeren. Der Mop wird in der Station gewaschen, dreckiges Wasser abgesaugt, frisches nachgefüllt und der Staub abgesaugt. Letzteres passiert ebenso gründlich wie lautstark, weshalb es sich die Funktion in den Einstellungen für die Nacht oder individuelle Zeiträume unterdrücken lässt. Der Staub landet – und das mutet zunächst altmodisch an – in einem Beutel. Dieser hat den einfachen Vorteil, das die Station sauber bleibt und man beim Entleeren nicht in einer Wolke aus zwei Monaten Hausstaub steht. Dennoch wünsche ich mir für die Zukunft eine saubere und dennoch beutelfreie Lösung. Die Wasserbehälter sind mit einem Henkel ausgestattet und lassen sich ohne tiefes Bücken einfach und ohne jemals auch nur einen Tropfen verloren zu haben aus der Station heben. Die Deckel sind dank umlaufender Gummilippe und sicheren Verschluss absolut dicht. Wie gut der Roborock seine Arbeit macht, lässt sich direkt am Zustand des Schmutzwassers ablesen. Obwohl der tüchtige Recke hier täglich seine Runden zieht, ist das verbrauchte Wasser ganz schön trüb.

Der Staubbeutel verschließt sich sicher, sodass die Reinigung alle paar Wochen eine saubere Sache ist (Foto: Roborock)
Die App warnt, wenn der Schmutzwassertank voll oder der Frischwasserbehälter leer ist. Beide lassen sich einfach und sauber füllen und leeren (Foto: Roborock)

Fazit: Roboter-Putzteufel mit Maximal-Komfort gefunden

Der darf bleiben! Der Roborock S7 MaxV Ultra arbeitet zuverlässig, nahezu unfallfrei und sehr gründlich. Die App punktet mit einer hervorragenden Kartenfunktion und vielen Einstellmöglichkeiten. Das Empty Wash Fill Dock ist im besten Wortsinn eine saubere Sache, hält sie doch sich, den Roboter und die Umgebung rein. Zudem reduziert sie den Wartungsaufwand auf ein absolutes Minimum. Mit einer UVP von stolzen 1.400 Euro ist das Ensemble alles andere als günstig und die Station mit einer Grundfläche von 42 mal 50 cm recht raumfordernd. Mich stören die Staubbeutel, obwohl sie wahrscheinlich die sauberere Lösung und damit verschmerzbar sind. Weder Beutel, noch Preis oder Größe schmälern die starke Leistung und die hohe Praxistauglichkeit. Roborock vereint im S7 MaxV Ultra maximalen Komfort und hohe Leistung. Also genau das, was ich schon lange gesucht habe.