WMF Profi Plus Urban Master Grill im Test
Elektro-Outdoor-Grill mit integriertem Ofen
Testredakteur: Florian Weidhase, 22.04.2022, Fotos: WMF, Technikzuhause

Elektrogrills genießen nicht den besten Ruf, sind aber nun mal die einzige Alternative, wenn die Hausordnung offenes Feuer verbietet. WMF verspricht mit dem Urban Master Grill auf minimalem Platz maximales Outdoor-Grill-Erlebnis zu bieten. Der integrierte Ofen ermöglicht mehr als auf üblichen E-Grills dieser Größe möglich ist. Aber der Reihe nach.

WMF bringt erstaunlich viel Technik in Balkon-tauglichen Maßen unter. Durch den Ofen im „Untergeschoss“ lassen sich fertige Speisen optimal warm halten

Dickes Ausstattungspaket

Warmhalten, Vorgaren, Nachziehen oder Überbacken – ein Ofen direkt unter der Grillfläche eröffnet viele Möglichkeiten


Profi Plus Urban Master Grill – der Name ist so sperrig wie die Ausstattung umfangreich. Der Master Grill – so kürzen wir ihn fortan ab – steht erfreulich stabil auf seinen vier Beinen. Per mitgeliefertem Clip wird das Stromkabel an einem Bein fixiert, ein nettes Detail. Die graue Blech-Ablage mit WMF-Schriftzug verleiht dem gesamten Konstrukt Stabilität und bietet eine große, gut zugängliche Ablagefläche. Der untere Teil des eigentlichen Geräts ist der beleuchtete Backofen, links und rechts findet sich jeweils ein kleines, herunterklappbares Tischlein. Nicht viel Platz, aber für ein paar Zutaten reicht’s. Über dem Ofen findet sich die Grillkammer mit ihrem zweigeteilten, emaillierten und somit rostfreien Gusseisen-Grillrost. Unter dem hochklappbaren Heizelement findet sich eine große Wasserschale. Bei geschlossenem Deckel zeigt das Display die Temperatur in der Grillkammer an. So umfangreich die Ausstattung auch ist, fehlt mir ein Rost für den Backofen, damit ich das mitgelieferte Blech als Tropfschale nutzen kann.

Die Grillfläche wird immer komplett gesteuert, eine zweite Zone gibt es nicht. Sie ist aber auch dank des Ofens nicht nötig
Bei geschlossenem Deckel zeigt das Display die Temperatur im Grill an

Bedienung: einfach und (zu) schön

Alle Eingaben erfolgen über den Drehknopf und die berührungsempfindlichen Tasten
Das integrierte Kerntemperatur-Thermometer lässt das Profi-Herz höher schlagen

Mittig zwischen Grillbereich und Ofen findet sich das große Bedienelement. Hier lassen sich – von links nach rechts – Grill, Ofen, Thermometer, Timer und Ofenlicht steuern. Für den Grill wird über das Rad die Stufe 1 bis 9 eingestellt, auf voller Pulle messen wir unter der Haube jenseits von 300°C, für einen E-Grill ein durchaus beachtlicher Wert. Der Ofen schafft laut Anzeige bis zu 200°C, einstellbar in 10-Grad-Schritten. Das Kerntemperatur-Thermometer rechtfertigt das „Profi“ im Produktnamen und wird seitlich in eine Buchse am Display gesteckt. Der Fühler misst zuverlässig genau die Kerntemperatur – auf Augenhöhe mit guten digitalen Grillthermometern. Per Drehregler wird die gewünschte Zieltemperatur gradgenau eingestellt, bei deren Erreichen der Grill gut hörbar „Bescheid“ gibt. Apropos Bescheid geben: Das kann der Master Grill auch nach Ablauf einer eingestellten Zeitspanne. Mir egal, dass jedes Smartphone einen Timer hat, es ist einfach praktisch, sowas direkt am Grill zu haben. Der letzte Knopf schaltet das Ofenlicht an und aus. Das Bedienkonzept ist simpel: einmal berühren wählt eine Funktion, zweimal hintereinander aktiviert die Einstellung per Drehrad. Heizen Ofen oder Grill auf, leuchtet eine LED rot, bei erreichter Zieltemperatur Weiß – das Konzept gibt keine Rätsel auf, funktioniert gut und vermeidet effektiv versehentliche Eingaben. Die Glasoberfläche hingegen wird bei jeder Grill-Sitzung zwangsläufig mit Fett besprenkelt und versprüht die ursprüngliche Eleganz erst wieder nach einer Reinigung.

Saubere Sache: die Reinigung

Für den Test kommen unter anderem Klassiker aus der Grilltheke zum Einsatz

Grills müssen nicht blitzblank, aber sauber sein. Beim Master Grill stellen sich hartnäckig eingebrannte Flecken auf der Deckelinnenseite und auf den Reflektoren zwischen Wasserschale und Heizelement ein. Und das ist auch unvermeidbar. Natürlich kriegt man das mit einer ordentlichen Portion Muskelkraft und chemischer Unterstützung auch wieder blank – fragt sich nur, wofür. Wasserschale, Reflektoren, Grillroste und Backblech können allesamt in der Spülmaschine mitfahren. Alles andere wird feucht abgewischt. Die Wasserschale muss übrigens immer gefüllt sein. Das ist auch gut so, verhindert sie doch Überhitzung und fängt Fett auf. Das sorgt für einen vergleichsweise sauberen Grill und reduziert die Gefahr gefährlicher Fettbrände.

Vollwatt voraus

Ein Elektro-Grill ist immer ein Kompromiss und wird nie so heiß wie seine mit echtem Feuer beheizten Verwandten. Wenn die Umstände aber einen E-Grill oder keinen Grill erlauben, greife auch ich zum Elektrogrill. Die emaillierten Gussroste im Master Grill speichern viel Energie und schon nach knapp 20 Minuten Aufheizzeit liegt die Höchsttemperatur an. Ich starte meinen Probelauf mit Bratwurst und Filetspieß. Es zischt und brutzelt sehr überzeugend. Der gas- oder kohlegewohnte Griller muss sich nun etwas in Geduld üben. Alles braucht beim E-Grill etwas länger, dafür brennt einem auch so schnell nichts an und es müssen auch keine flammenden Infernos gelöscht werden. Bei dickeren Stücken sorgt der geschlossene Deckel für zusätzliche indirekte Hitze von allen Seiten, was den Garprozess beschleunigt. Besonders Grillgut mit hohem Fettanteil haben wir außen herrlich knusprig und innen schön saftig hinbekommen.

Gas- oder Kohlegriller müssen sich etwas umgewöhnen: Auf dem Elektrogrill dauert alles etwas länger …
… mit etwas Geduld und geschlossenem Deckel gelingen Wurst und Spieß jedoch sehr gut

Optimale Ergebnisse

Praktisch: Das Rindersteak wird im integrierten Ofen vorgegart

Nach einigen Durchläufen habe ich entschieden: Für eine Steak-Kruste, ohne dabei das Fleisch zu übergaren, reicht es nicht. Hierfür braucht es nun mal sehr hohe Hitze, die kein E-Grill liefert und mit der sich sogar viele Gasgrills schwer tun. Alle Klassiker aus der Grilltheke hingegen lassen sich sehr gut zubereiten. Optimale Ergebnisse habe ich erreicht, indem ich Grillgut nur auf eine Hälfte lege und dieses quasi auf die andere, knallheiße Seite wende. So bleibt immer genug Zeit, dass sich die jeweils andere Seite des Rosts aufheizt. Was fertig ist, wandert in den auf 50° vorgeheizten Backofen. So bleibt alles schön warm und man kann auf dem städtischen Balkon mit etwas Vorbereitungszeit locker vier bis sechs Personen begrillen. Natürlich kann man im Backofen auch Beilagen zubereiten, das geht aber genauso gut oder besser in der Küche.

Im zweiten Testlauf landen ein ausgelöster Hähnchenschenkel (Pollo Fino) und das im integrierten Backofen vorgegartes Rindersteak auf den Grill
Für ein richtig dickes Steak mit überzeugender Kruste reicht die Power nicht – aber das tut sie bei keinem E-Grill. Das Hähnchen hingegen scheint wie für den E-Grill gemacht: krosse Haut, innen saftig

Fazit: Viel Grill auf wenig Fläche

Ich bekenne mich schuldig, den Master Grill unterschätzt zu haben. Unter der zugegeben sehr schicken Haube steckt erfreulich viel Heiz-Power. Wer nichts von einem Elektrogrill erwartet, was er nicht zu leisten vermag, findet im Profi Plus Urban Master Grill ein sehr vielseitiges und leistungsstarkes Gerät. Gerade weil man bei WMF an so vieles bei diesem Gerät gedacht hat, stört mich der fehlende Rost für den Backofen hingegen sehr. Starke Leistung, viel Ausstattung, großer Funktionsumfang, einfache Bedienung und leichte Reinigung sprechen für den WMF Profi Plus Urban Master Grill und machen ihn zu einem der besten seiner Gattung.