Winston Churchill sagte einst „Sport is mord“, der Volksmund weiß „Wer rastet, der rostet“ und Paracelsus vertrat die These „Die Dosis macht das Gift“. Und damit hatte Letzterer sicher recht. Der Weg liegt, wie so oft, in der goldenen Mitte. Der menschliche Körper ist ein komplexes System. Stoffwechselvorgänge, Nervensystem, Hormonhaushalt, Organe, Muskeln, Bänder, Sehnen, Faszien, Gelenke etc. sind in diesem System, im Idealfall, im optimalen Gleichgewicht aus Anspannung und Entspannung – der Eutonie (= die gute Spannung). Es ist also sinnvoll für ein gesundes Maß an Bewegung und Training zu sorgen, aber auch auf die nötige Entspannung zu achten.

Diesem Aspekt folgend gibt es seit einiger Zeit die unterschiedlichsten Trainings-Tools, die genau für gute Spannung im Körper sorgen sollen. Technik zu Hause hat die brandneue  Trainings- und Massagerolle PowerRoll XT mit Vibration von Medisana zum Test angefordert. Sie ist für das individuelle Training zuhause und unterwegs gedacht. Medisana setzt sich bei der Entwicklung ihrer Produkte seit über 30 Jahren für die Gesundheit der Menschen ein. Der Home Health Care-Bereich umfasst u.a. Gesundheitskontrolle, Regeneration, Wellness, Sport, Therapie, gesundes Zuhause und Körperpflege. Wie gut sich die PowerRoll XT in der Anwendung macht, haben wir mit vollem Körpereinsatz getestet.

Die Rolle 
Der erste Eindruck

Die Trainings- und Massagerolle von Medisana  lässt sich sowohl mit als auch ohne Vibration für das Training nutzen. Es ist daher sinnvoll den Akku vor dem ersten Einsatz vollständig zu laden. Mit dem mitgelieferten  Ladekabel (inklusive Netzstecker) ist das ein Kinderspiel und in rund 3 Stunden erledigt. Die Vibrationsfunktion lässt sich seitlich am Gerät zuschalten und der Anwender kann - ganz individuell - mit der Plus- und Minustaste zwischen acht Intensitätsstufen variieren. XT steht bei der Medisana PowerRoll XT für „extra tall“. Sie kommt mit einer Breite von 45 cm deutlich größer als andere Faszienrollen daher und bietet somit eine stattliche Behandlungsfläche. Sie ist aus schwarzem thermoplastischem Kunststoff (PP) gefertigt und weist den Härtegrad Standard auf. Was aus unserer Erfahrung als mittelhart eingestuft werden kann. Die Oberfläche ist in vier Bereiche eingeteilt. Zwei sind glatt gehalten und zwei weisen rautenförmige Vertiefungen auf, die einerseits für die punktuelle Selbstmassage (Triggerpunkt-Behandlung) konzipiert sind und andererseits die Durchblutung fördern sollen. In der mitgelieferten ausführlichen Bedienungsanleitung weist Medisana ausdrücklich darauf hin, dass die Rolle nicht für den medizinischen Einsatz gedacht ist und bei gesundheitlichen Bedenken vor dem Gebrauch ein Arzt aufgesucht werden sollte. Das finden wir gut!

Im Einsatz

Grundsätzlich arbeitet die PowerRoll XT mit dem Druck des eigenen Körpergewichts. Die breite Trainingsfläche von 45 cm ist in der Anwendung ausgesprochen angenehm. Beide Beine lassen sich sowohl auf der Körpervorderseite als auch auf der Körperrückseite nebeneinander gleichzeitig behandeln. Das sorgt zum einen für Stabilität und zum anderen verteilt es den Druck. Fortgeschrittene, die einen intensiveren Reiz wünschen, können natürlich auch die Beine übereinander legen und somit mehr Gewicht und Druck erzeugen. Die Oberflächenstruktur ist an zwei gegenüberliegenden Flächen glatt und an zweien rautenförmig in die Rolle eingearbeitet. Mit einem Maß von 4,5 cm Länge und 2,5 cm Breite sind die Rauten - ohne Zuschalten der Vibration – zwar spürbar, arbeiten aber deutlich schonender als beispielsweise Noppen, wie man sie von anderen Rollen kennt und eignen sich daher besonders gut für die maßvolle, punktuelle Behandlung von Triggerpunkten (kleine schmerzhafte Verspannungen in der Muskulatur, die in den meisten Fällen durch verklebte Faszien entstehen). Den Motor, also die Vibration, kann man sehr bequem während des Trainings per Knopfdruck zuschalten und in der Stärke über die Plus- und Minustasten regulieren. Acht Intensitätsstufen stehen dafür zur Verfügung. Die Wirkung der PowerRoll XT verändert sich dabei spürbar. Im OFF-Modus nimmt man die einzelnen Behandlungspunkte deutlich abgegrenzt und mit mehr Druck wahr. Beim Einsatz der Vibration spürt man auch tiefere Muskelschichten sowie das umliegende Gewebe des Behandlungsareals. Der Druck an einzelnen Punkten nimmt ab und verteilt sich. Es fühlt sich so an, als würde im Körper etwas in Bewegung kommen. Was auch so ist. Die erzeugte Schwingung fördert zum einen die Durchblutung, zum anderen löst sie verklebte Faszien. Faszien sind eiweißhaltige Komponenten des Bindegewebes. In drei Schichten ziehen sie sich wie ein Spinnennetz durch den ganzen Körper und geben ihm Struktur. Das Fasziengewebe umschließt und verbindet Muskeln, Sehnen, Knochen, Gelenke, Gefäße, Nerven und Organe und sorgt gleichzeitig für Halt und Flexibilität. Neben den Blutgefäßen führen auch Lymphgefäße durch die Faszien. Kann beispielsweise der Lymphfluss, durch muskuläre Verspannungen, nicht mehr optimal zirkulieren, kommt es zu Stauungen, die auf die Nerven im umliegenden Gewebe drücken und Schmerzen verursachen. Durch den Impuls der Tiefenvibration werden diese Stauungen aufgelöst und der Lymphfluss angeregt. Diesen Effekt habe ich besonders deutlich bei der Anwendung der Oberschenkelvorder- und Rückseiten sowie der Gesäßmuskulatur (Glutealmuskeln und Piriformis) wahrgenommen. Die Wirkung erstreckt sich bis zum Lenden-Darmbein-Muskel (Iliopsoas), der durch viel sitzende Tätigkeiten (Schreibtisch-Job) oder einseitige Belastung (intensives Radfahren oder Laufen) zur Verkürzung neigt. Da der Lendenmuskel (Psoas) – mit seinen vielen Aufgaben - ein ausgesprochen kräftiger und tiefliegender Muskel ist, ist er mit Dehnübungen gar nicht so leicht zu erreichen. Daher ist die tiefenwirksame Vibration eine sehr gute Möglichkeit, ihn in eine gute Spannung zu bringen.

Die Behandlung des Rückens (in Rückenlage) soll – laut Medisana - ohne Vibration durchgeführt werden. Das ist im Sinne der Wirbelsäulen-Gesundheit in jedem Fall ratsam. Weiter verzichten wir – entgegen zweier Übungen aus der Trainingskarte – auch auf die (dynamische) Behandlung mit der PowerRoll XT an Lenden- sowie Halswirbelsäule, da die Wirbelkörper in diesen Bereichen dem Druck der Rolle sozusagen ungeschützt ausgesetzt sind. Wir haben stattdessen zwei alternative Übungen durchgeführt. Für den Lendenwirbel-Bereich haben wir im Sitzen auf einem Bürostuhl die Rolle ganz einfach zwischen Lehne und unteren Rücken gelegt. Da in dieser Position kein Druck auf die Wirbelkörper ausgeübt wird, schalten wir die Vibration auf Stufe 1 (ganz sanft) für 30 Sekunden zu. Die Wirkung ist angenehm entspannend ohne die Wirbelsäule zu belasten. Für den Einsatz im Bereich der Halswirbelsäule legt man sich am besten auf den Rücken und platziert die Rolle (ohne Vibration) am Übergang von Wirbelsäule und unteren Schädelknochen. Dabei sinkt das Kinn Richtung Brustbein und die Nackenmuskulatur streckt sich. Ein paar tiefe Atemzüge so verweilen und langsam die Rolle entfernen. Danach fühlen sich Kopf und Nackenmuskulatur leicht und beweglich an.

Bei allen Übungen, ob mit oder ohne Vibration, ist es wichtig sorgfältig und langsam zu üben. Haltungen, die im Unterarmstütz durchgeführt werden, setzen zum einen eine gewisse Stabilität des Rückens voraus um nicht ins Hohlkreuz zu fallen und zum anderen genügend Kraft in den Armen, um nicht in den Schultergelenken zu versinken.

Wer noch nie mit einer Massage-/Trainingsrolle gearbeitet hat, sollte daher auf jeden Fall für die ersten Einheiten einen erfahrenen Trainer zu Rate ziehen. 

Weitere Tipps und Informationen zum Üben finden Sie in unserem „Kleinen Ratgeber zum Training mit Massagerollen“ oder unter https://www.youtube.com/watch?v=0HL7eBsjKuM.

Fazit

Wenngleich die Redaktion – im Sinne der Rückengesundheit – nicht alle Übungen aus der Trainingskarte als optimal empfindet, ist es Medisana mit der PowerRoll XT gelungen, eine Trainingsrolle zu entwickeln, die durch ihre überdurchschnittliche Breite von 45 cm eine ausgesprochen stabile, vielseitige und angenehme Anwendung möglich macht. Die individuell zuschaltbare, 8-stufige Vibration lässt sich auch während des Trainings ganz unkompliziert bedienen und sorgt für einen lang anhaltenden und wohligen Entspannungseffekt - auch in den tiefer liegenden Muskelstrukturen. Um es mit der Tiefenvibration nicht zu übertreiben, verfügt die PowerRoll XT über eine Auto-Stopp-Funktion, die nach 10 Minuten Laufzeit die Ruhephase signalisiert. Die rautenförmige Oberflächenstruktur ist im „OFF-Modus“ sehr gut für die punktuelle, maßvolle Selbstmassage geeignet.  Mit dem Härtegrad „Standard“ spricht sie vor allem Personen an, die bereits über eine gewisse Muskelstruktur verfügen oder etwas schwerer sind. Das ist allerdings kein Problem, denn für all jene, die eine weiche Rolle bevorzugen, gibt es die Medisana PowerRoll XT Ultrasoft. Zum exakt gleichen Preis von Euro 129,95 (UVP).

Test-Redakteurin: Claudia Wagner